Ostseeküste: unverändert gefragt
Ob Ahrenshoop oder Zinnowitz, Boltenhagen oder Timmendorfer Strand: An der deutschen Ostsee findet jeder seinen Lieblingsplatz. Und davon gibt es einige – auf den Inseln oder in den attraktiven Küstenorten. Ein Überblick
Schönheit liegt im Auge des Betrachters – das wusste schon der griechische Historiker und Flottenkommandant Thukydides. So geht es sicher auch den Urlaubern, wenn sie an die beliebte deutsche Ostseeküste reisen. Während die eine den Trubel und das mondäne Flair in Timmendorfer Strand sucht, findet ein anderer die Ruhe und Beschaulichkeit der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst besonders attraktiv.
Wen wundert es da, dass es bei verschiedenen Rankings der schönsten Ostseestrände, die gerade online zu lesen sind, unterschiedlichste Sieger gibt. Ein paar Beispiele gefällig? Während beim Reisegutschein- Portal tripz.de und der Ferienhaus- Seite Holidu die Hohe Düne in Zingst ganz vorne liegt, erwähnt das internationale Reiseportal BookRetreats den Strand von Warnemünde als einzigen deutschen Vertreter überhaupt in Europa. Auch in Sachen Familientauglichkeit der Strände finden sich einige Unterschiede. Bei TUI ist der Fehmarner Südstrand der Beste, gefolgt vom Wohlenberger Wiek in Boltenhagen und dem Weststrand in Zingst. Bei der Plattform Holidaycheck rangiert dagegen der Prerower Nordstrand ganz vorne, vor dem Fehmarner Südstrand und dem von Glowe auf Rügen. Wie gesagt, Schönheit liegt eben im Auge des Betrachters. Das gilt sicher auch für Strandbars, aber das würde jetzt wohl zu weit führen.
Was die begehrtesten Immobilienstandorte entlang der Ostseeküste angeht, so gibt es bestimmt auch unterschiedliche Präferenzen. Doch Fakt ist, dass sich die Spitzenlagen seit Jahren nicht oder lediglich marginal geändert haben. Das zeigt sich weitgehend auch an der stetig guten Nachfrage sowie dem traditionell überschaubaren Angebot.
Toplagen in Schleswig-Holstein
Auf der Suche nach den begehrtesten Lagen der deutschen Ostseeküste starten wir in Schleswig-Holstein. Über 4,8 Millionen Ankünfte und 18,9 Millionen Übernachtungen registrierte das Statistische Bundesamt im Jahr 2023 für die Ostseeküste des nördlichsten Bundeslandes. Zu den Toplagen zählen die Klassiker an der Lübecker Bucht, allen voran Timmendorfer Strand, das rundum modernisierte Scharbeutz und das zu Lübeck gehörende Travemünde. Auch hier wurde in der jüngsten Vergangenheit immens daran gearbeitet, sich zeitgemäß zu präsentieren.
Als Geheimtipp der Region gilt noch immer Sierksdorf. Eigentlich eher bekannt durch den Hansa-Park und Betonbauten aus den 1970er-Jahren, hat der Ort ein paar Straßen mit echten Traumvillen und Zugang zu einem sehr schönen, nach Südosten ausgerichteten Strand. Wenn hier etwas auf den Markt kommt, dann zu sehr hohen Preisen.
Gleiches gilt für Graswarder, die Landzunge vor Heiligenhafen. Auf der Halbinsel hinter dem Yachthafen von Heiligenhafen stehen direkt am Strand insgesamt fünfzehn denkmalgeschützte Häuser, von denen nur ausgesprochen selten eines zum Verkauf angeboten wird.
Reizvolle Strandlagen finden sich auch in Laboe am breiten Strand der Kieler Förde und zwischen Flensburg und Glücksburg an der Flensburger Förde mit Blick auf das dänische Ufer gegenüber.
Einen Boom erlebt seit einigen Jahren die Schlei. Besonders bei Hamburgern ist diese ländliche Region mit Reetdachkaten und Herrenhäusern beliebt. Gut vermietbare Ferienhäuser im skandinavischen Stil finden sich unter anderem im herausgeputzten Heiligenhafen, in den Urlaubssiedlungen Brasilien und Kalifornien oder an der Schleimündung auf dem riesigen Areal des ehemaligen Militärstützpunktes Olpenitz, in dem über 1.100 Einheiten entstanden. Wie es hier weitergeht, steht aktuell noch nicht fest – zu frisch ist die Pleite des Hauptbauträgers. Die bislang errichteten Einheiten sind hiervon kaum betroffen.
Wer es bodenständig mag, kommt in der Hohwachter Bucht oder auf der Sonneninsel Fehmarn auf seine Kosten. Ob sich das mit der neuen Fehmarn-Belt-Querung Ende dieses Jahrzehnts ändern wird, muss sich zeigen. Der Vermietbarkeit könnte es jedenfalls zuträglich sein.
Beliebte Lagen in Mecklenburg-Vorpommern
Noch gefragter war 2023 der östliche Teil der deutschen Ostseeküste. Vorpommern (2,15 Millionen Ankünfte, 10,3 Millionen Übernachtungen), die mecklenburgische Ostseeküste (2,4 und 9,4 Millionen) sowie Rügen/Hiddensee (1,4 und 6,5 Millionen) verzeichneten demnach insgesamt über 26 Millionen Übernachtungen. Was für ein enormes Vermietungspotenzial.
Die Badeorte Mecklenburg-Vorpommerns bieten ursprünglichen Charme und die traditionelle Bäderarchitektur der Kaiserzeit. Zu den Highlights auf dem Festland zählt neben dem lebhaften Warnemünde und dem familiären Boltenhagen das Seebad Kühlungsborn, das mit einer Fülle an historischen Gebäuden sowie einer über drei Kilometer langen Strandpromenade beeindruckt. Nicht zu vergessen: Deutschlands ältestes Seebad Heiligendamm, das bereits 1793 gegründet wurde. Für die Villen der „Weißen Stadt am Meer“ werden Quadratmeterpreise von 20.000 Euro und mehr aufgerufen. Zudem wird hier gerade das historische Alexandrinen- Cottage zum Verkauf angeboten – mit einem Preis von 40 Millionen Euro eines der teuersten Wohnhäuser Deutschlands. Seit einigen Jahren ist auch die Hansestadt Wismar in der Wismarer Bucht sehr gefragt – besonders bei Hamburger Interessenten.
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst – und hier besonders die Orte Zingst und Ahrenshoop – ist überaus beliebt. Ahrenshoop gilt als Künstlerkolonie und zelebriert dieses Image bis heute erfolgreich. Ein echter Geheimtipp könnte irgendwann die Halbinsel Wustrow werden. Das einstige Militärareal schließt an die Stadt Rerik an und sollte bereits vor Jahren bebaut werden. Leider ist diese absolute Toplage bis heute ein Lost Place. Sehr schade.
Rügen ist Deutschlands größte und auch beliebteste Ferieninsel. Top-Orte sind die Seebäder Binz, Sellin, Baabe und Göhren sowie die Halbinsel Mönchgut. Auch Rügens Norden mit seinen endlosen Stränden ist sehr reizvoll.
Die zweitgrößte Insel Deutschlands, Usedom, nennt sich selbst „Sonneninsel“. Bei 1.900 Stunden Sonnenschein pro Jahr nicht ganz zu Unrecht. Den passenden Strand gibt es auch dazu. Er ist 42 Kilometer lang, rund 70 Meter breit und erstreckt sich von Peene bis nach Swinemünde. Immobilien-Highlights sind die drei ineinander übergehenden Kaiserbäder im Osten der Insel: Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Schon seit 1850 kommen die Sommerfrischler nach Usedom, die Küste galt früher als „Badewanne Berlins“. Kein Wunder, denn von der Hauptstadt sind es nur 200 Kilometer bis nach Usedom.
Das sagen die Profis
BEL 06/24