Ferienimmobilien an der Nordsee - Friesische Traumziele
Die Verwerfungen am Immobilienmarkt sind auch an der deutschen Nordsee zu spüren. Doch Hotspots wie Norderney, Sylt oder Sankt Peter-Ording bleiben echte Sehnsuchtsorte. BELLEVUE zeigt, was die Region einzigartig macht – und welche Lagen besonders punkten
Kilometerlange Strände mit feinstem Sand, gewaltige Vogelschwärme im Weltnaturerbe Wattenmeer und das ständige Wechselspiel von Ebbe und Flut – die Nordseeküste ist eine unverwechselbare Ferienregion. Hier eine Immobilie zu kaufen, ob als Zweitwohnsitz oder Vermietungsobjekt, ist für viele Nordseefans ein Traum. Doch auch hier gilt: Vielerorts ist eine neue Zurückhaltung am Markt zu spüren. Noch während der Corona-Lockdowns schossen die Preise in neue Höhen – ein gut erreichbarer Zufluchtsort im Inland erschien vielen als ideales Investment. Es folgten Ukrainekrieg, Energiekrise und Zinswende.
Heute sprechen auch an der Nordsee viele Makler von einem Trend hin zum Käufermarkt. Dennoch: Der Standort bleibt ein besonderer – und gerade sehr exklusive Objekte, etwa solche mit Meerblick, finden nach wie vor zu hohen Preisen ihre Liebhaber. Große Preiseinbrüche sind schon deshalb nicht zu erwarten, weil das Angebot begrenzt ist. Gerade auf den Inseln liegt ein Großteil der Flächen in der unbebauten Ruhezone des Nationalparks. Zudem sind nur Teile der Inseln mit meterhohen Deichen vor Sturmfluten geschützt.
In Zukunft könnte die Region zunehmend bisherige Mittelmeer-Urlauber anziehen, denen es im Hochsommer dort schlicht zu heiß wird. Und auch die Nebensaison lockt mit ausgedehnten Strandspaziergängen bei Wind und Wetter.
Eine besondere Herausforderung für Immobilienkäufer: Es gilt genau zu prüfen, für welche Nutzung das jeweilige Objekt zugelassen ist. Seitdem das Bundesverwaltungsgericht 2017 die Vermietung von Ferienwohnungen in reinen Wohngebieten untersagt hat, führen auch an der Nordsee die Landkreise entsprechende Kontrollen durch – in einzelnen Fällen drohen sogar Stilllegungen.
Hotspot Ostfriesische Inseln
„Welcher Seemann liegt bei Nelly im Bett?“ Mit diesem oder ähnlichen Sätzen merken sich viele Menschen die Namen der Ostfriesischen Inseln – in diesem Fall von Ost nach West, sortiert von Wangerooge bis Borkum. Die sieben niedersächsischen Inseln grenzen im Süden an das Wattenmeer, im Norden verfügen sie zur offenen Nordsee hin über kilometerlange Sandstrände. Obwohl sie sich landschaftlich ähneln, gibt es doch Unterschiede im Charakter der einzelnen Inseln. Jede kann auf langjährige Stammgäste zählen, die jedes Jahr erneut auf „ihre“ Insel reisen.
Das meistbesuchte Eiland ist Norderney, einst das erste deutsche Seebad an der Nordsee, wovon heute noch viele Gebäude des Kurtourismus aus dem 19. Jahrhundert zeugen. Die Stadt Norderney – und damit auch fast alle angebotenen Immobilien – liegt im äußersten Westen der Insel. Hier findet man urbanen Charakter, und es bieten sich viele Möglichkeiten zum Ausgehen und Feiern. Doch Norderney hat auch eine andere Seite: Der Inselosten bietet viel ursprüngliche Natur. Das Ostende liegt über zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Hier trifft man nur wenige Ausflügler an. Diese Kontraste machen die Insel aus. Zudem ist sie recht gut erreichbar: Die Fähre startet direkt neben dem Fernverkehrsbahnhof Norddeich-Mole zu festen Fahrzeiten, unabhängig von Ebbe und Flut.
Die größte Ostfriesische Insel ist das beliebte Borkum. Von allen Inseln der Kette liegt sie am weitesten vom Festland entfernt. So herrscht hier ein besonders allergikerfreundliches Hochseeklima. Borkum ist per Fähre von Emden sowie auch vom niederländischen Eemshaven aus erreichbar. Neben dem 26 Kilometer langen Strand bietet die Insel hügelige Dünen, kleine Wälder und Schafweiden. Das Angebot an Immobilien ist überschaubar – ebenso wie auf der östlichen Nachbarinsel Juist.
Juist ist besonders schmal und misst an keiner Stelle mehr als 900 Meter Breite. Ein großer Vorteil, denn so ist es nie weit zum Strand. Stammgäste schätzen die besondere Ruhe der autofreien Insel, auf der fast alle Transporte von Pferdefuhrwerken übernommen werden. Neben dem Hauptort Juist gibt es mit dem Ortsteil Loog eine zweite, noch beschaulichere Wohnlage.
Autofrei sind auch die Inseln Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Langeoog gilt als besonders familienfreundliche Insel. Ihr Wahrzeichen ist der auf einer Düne errichtete Wasserturm. Als besondere „Liebhaberinsel“ gilt Spiekeroog mit seinem idyllischen Inseldorf.
Die Quadratmeterpreise für Wohnungen auf den Ostfriesischen Inseln in guten bis sehr guten Lagen beginnen bei 6.000 Euro, auf Norderney und Juist ist unter 10.000 Euro kaum etwas zu bekommen. Häuser findet man in diesen Lagen ab 800.000 Euro.
Hotspot Jadebusen
Auf dem Festland liegen die Immobilienpreise etwas niedriger als auf den Inseln. Gleichwohl gibt es begehrte Lagen – etwa am Jadebusen, einer etwa 190 Quadratkilometer großen Meeresbucht in Niedersachsen, die durch eine Sturmflut im Mittelalter entstanden ist. Hier liegen die Städte Wilhelmshaven und Varel sowie die Gemeinde Butjadingen. Beliebter Badeort ist das zu Varel gehörende Dangast. Das südlichste Nordseebad ist auch bekannt für seinen idyllischen Sielhafen. Im Frühjahr lassen sich im Jadebusen häufig Schweinswale beobachten, Deutschlands einzige heimische Walart. Preise für Ferienwohnungen in Dangast liegen zwischen etwa 2500 Euro (unsanierter Altbau) und 5000 Euro pro Quadratmeter (Neubau).
Hotspot Friedrichskoog
Schleswig-Holsteins Nordseeküste bestand einst zum Großteil aus Marschland, das regelmäßig vom Meer überflutet wurde. Erst durch Eindeichung wurden die Flächen landschaftlich nutzbar und bewohnbar. Die sogenannten Köge liegen nur knapp über dem Meeresspiegel. Viele Gemeinden enden noch heute auf die Silbe „-koog“ – zum Beispiel Friedrichskoog, das auf einer Halbinsel nördlich der Elbmündung liegt. Das Seebad punktet mit seiner Lage mitten im Wattenmeer sowie dem begehbaren Trischendamm, der über zwei Kilometer in Salzwiesen und Watt hineinragt. In Zukunft könnte Friedrichskoog noch attraktiver werden: Die Gemeinde plant für die kommenden Jahre mehrere millionenschwere Investitionen, darunter eine barrierefreie Sanierung des Trischendamms, eine Neugestaltung von Badestrand und Kurpark sowie mehrere neue Panoramaterrassen.
Hotspot Eiderstedt
Die womöglich berühmteste Immobilie der deutschen Nordseeküste steht auf der Halbinsel Eiderstedt: der rot-weiß geringelte Leuchtturm Westerheversand mit seinen beiden ehemaligen Wärterhäuschen. Beliebteste Immobilienlage ist der Küstenort Sankt Peter-Ording, der mit zwölf Kilometern Länge über den längsten deutschen Nordseestrand am Festland verfügt. Hier kann man sich beim Surfen und Kiten austoben oder in einem der berühmten, bis zu sieben Meter hohen Pfahlbauten speisen. Besonders strandnah liegt der Ortsteil Ording. Ebenso beliebt ist das ruhige Böhl mit angrenzendem Golfplatz. Für Ferienimmobilien muss man auf der Halbinsel allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: Wohnungen in guten Lagen gibt es für 6.000 Euro pro Quadratmeter und mehr, Häuser ab 600.000 Euro.
Karte: Nordseeküste
Die deutsche Nordseeküste umfasst drei Nationalparks: Schleswig-Holsteinisches, Niedersächsisches und Hamburgisches Wattenmeer
Hotspot Nordfriesische Inseln
Die Nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, Amrum und Pellworm liegen vor der Westküste Schleswig-Holsteins. Anders als die durch Meeresströmungen entstandenen Ostfriesischen Inseln sind sie teilweise Reste ehemaligen Festlands. Touristisches Aushängeschild ist Sylt, Deutschlands größte Nordseeinsel mit über 40 Kilometern Sandstrand. Das Angebot an Immobilien auf der per Bahn über den Hindenburgdamm erreichbaren Insel ist vielfältig und reicht von einfachen Objekten bis hin zur Luxusvilla. In guten Lagen werden 10.000 Euro pro Quadratmeter erzielt, bei Topimmobilien sind auch 20.000 Euro möglich. Besonders bekannt für seine noblen Reetdachvillen ist Kampen. Inselweit gefragt sind auch kleinere, toprenovierte Wohnungen zur Ferienvermietung. Im Norden liegt der Hafenort List – Deutschlands nördlichster Ort – mit dem Naturschutzgebiet Ellenbogen. Hier entsteht derzeit auf einem ehemaligen Militärgelände Sylts größtes Neubaugebiet, der Dünenpark. Das neue Quartier soll sowohl das Angebot an Ferienhäusern erweitern als auch bezahlbaren Wohnraum für Insulaner bieten.
Einen ganz anderen Charakter besitzt Föhr, das für seine malerischen Inseldörfer im typischen Friesenhaus-Stil bekannt ist. Das Klima ist hier eher sanft – im Gegensatz zur Nachbarinsel Amrum, die weiter in der offenen Nordsee liegt. Amrums Pluspunkt ist der kilometerbreite Strand, der Kniepsand – eigentlich eine Sandbank, die langsam um die Insel herum wandert. Immobilien auf der naturnahen Insel sind begehrt, das Angebot ist aber überschaubar. Auf beiden Inseln beginnen die Quadratmeterpreise für Wohnungen in guten bis sehr guten Lagen bei etwa 5.500 bis 6.000 Euro.
BEL 02/24