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Foto: Giovanni Gastel

Die Tolomeo ist überall. Sie sorgt für Arbeitslicht auf Schreibtischen, strahlt von Decken und Wänden in Hotellobbys, Wohnhäusern, Bürogebäuden und Shops.

Mittlerweile ist um die Designikone eine ganze Leuchtenfamilie entstanden, von denen jährlich rund 500.000 Modelle produziert werden. Ihr Erfinder ist der Architekt und Designer Michele De Lucchi, 64. Zur Geburtstagsfeier der Tolomeo ist er nach Hamburg gekommen, wo er mit einer Retrospektive seines Lebenswerks geehrt wurde. BELLEVUE traf ihn zum ­Gespräch.

Herr De Lucchi, wie fühlt es sich an, überall auf Ihre Lampe zu stoßen?
Ehrlich gesagt ist es immer wieder aufs Neue ein sehr erhebendes Gefühl. Ich bin jedes Mal dankbar und fühle mich gesegnet, dass uns dieser Wurf vor drei Jahrzehnten gelungen ist.

Wie kam es zur Erfindung und zum Siegeszug der Tolomeo?
Ernesto Gismondi (Präsident von Artemide, d. Red.) hatte mich 1985 mit der Entwicklung einer neuen Schreibtischleuchte beauftragt. Er wollte ein Nachfolgemodell für Tizio auf den Markt bringen, einer der Bestseller des Unternehmens. Die Tizio ist eine fantastische Entwurf, unglaublich formschön und gleichzeitig funktional. Allerdings war ihr Lichtradius durch die statische, zweiarmige Pendelkonstruktion eingeschränkt. Ernesto wollte eine Lampe, mit der sich das Licht in jede erdenkliche Richtung lenken lässt. Das war eine große Herausforderung.

Wie haben Sie die gelöst?
Ich machte Urlaub an der See und beobachtete Fischer bei der Arbeit. Ich studierte das Prinzip der Trabucchi. Bei diesen Fischergalgen werden die Stangen, an denen das Netz befestigt ist, wiederum von einer Reihe von Seilen gehalten. Dass man mit einem kleinen Hebelarm und einem Kabel eine Stange aufhängen kann, an der etwas befestigt wird, war der Leitgedanke, als ich mich an den Zeichentisch setzte …

Wie lange dauerte der Prozess von der ersten Idee bis zur Marktreife?
Begonnen mit der Entwicklung haben wir bei Artemide im Jahr 1985. Es war Teamwork. Rund zwei Jahre haben wir an der Lampe getüftelt, immer wieder neue Prototypen entwickelt, bis unserer Meinung nach alles stimmig war. Als wir die Lampe 1987 auf den Markt brachten wussten wir, dass wir etwas Neues, wirklich Einzigartiges geschaffen hatten.

Was machte Sie da so sicher?
Die Tolomeo verband alles, was der moderne Mensch von einer Lampe erwartet: ein unaufdringliches, gleichzeitig stilvolles Design in Verbindung mit hoher, bis dahin nicht da gewesener Funktionalität. Sie wirkt durch ihr mechanisches Prinzip in Verbindung mit dem Matten sehr chic und futuristisch, gleichzeitig durch ihre Form sehr warm und vertraut.

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Bestseller "Tolomeo": 500.000 Stück werden jährlich produziert

Die Tolomeo ist für Sie die perfekte Symbiose von Idee und Lösung, von Gestalt und Funktionalität …
Ja, darum ist sie zum zeitlosen Klassiker avanciert, der bis heute eine ganze Leuchten­familie trägt. Allein die Tischlampe gibt es in drei Größen, die Stehleuchte in zwei Varianten, dazu kommen aber noch die Wand- und Klemmleuchten in unterschiedlichen Formaten sowie die zwei Outdoor­modelle. Ja, je nach Variante können Kunden zwischen Schirmen aus Pergamentpapier, schwarzem Satin und grauem Satin und 15 verschiedenen Farben wählen.

Welche Rolle spielt die LED-Techno­logie für den Erfolg der Lampe?
Eine große. Mit LED-Licht hat sich ja das Prinzip der Beleuchtung verändert. Statt einer oder zwei Lichtquellen kommen viele Lampen im Kontext einer Gesamt­inszenierung zum Einsatz. Mit den verschiedenen Modellen der Tolomeo sind wir hier perfekt aufgestellt.

Die Tolomeo zu toppen dürfte schwierig werden. Glauben Sie, dass Ihnen noch einmal so ein Wurf gelingt?
Warten wir es ab …

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Hedda Möller

ist freie Autorin in Hamburg

BEL 05/17