Schwimmende Residenzen: "The World" revisited
Vor 20 Jahren – BELLEVUE berichtete – startete es. Und besucht nun, wie schon zur Premiere, den Hafen Hamburg. In Altona liegt „The World“, wie dieses außergewöhnliche Schiff sich unbescheiden nennt, an der Pier – und lädt zur Wiederentdeckung
Tatsächlich, es hat sich einiges geändert: Während damals die Interieurs eher schwer anmuteten, ist jetzt alles hell und lichtdurchflutet. Perfekt gepflegt präsentiert sich alles, alle drei Jahre wird das Schiff generalüberholt. „Wir möchten, dass es 50 Jahre in Dienst bleibt“, sagt Residential Director Andy Dinsdale, der uns herumführt. „Deshalb fahren wir es so schonend wie möglich. Mit acht bis zwölf Knoten – Kreuzfahrtschiffe fahren fast doppelt so schnell. Und haben oft nur eine Lebensdauer von 20, 30 Jahren.“
Festzuhalten ist also: Ein Kreuzfahrtschiff ist „The World“ nicht, auch wenn es über Restaurants, einen Spa-Bereich, Pools, einen Tennisplatz und so weiter verfügt und von außen, auch größenmäßig, wie eine „MS Europa“ wirkt. Ganz zu Anfang bot man zwar zahlenden Gästen an mitzufahren, doch schon nach einer Saison beendete man das. Und konzentrierte sich auf das Kernkonzept: Es ist ein Residenzenschiff und gehört keiner Reederei – es gehört den rund 200 Personen, die auf ihm wohnen und von 250 Crewmitgliedern verwöhnt werden. In 165 Luxusresidenzen, zwischen 30 und 300 Quadratmeter groß – allesamt im Privatbesitz. 2,45 bis 15 Millionen Dollar kosten sie, plus „Maintenance Fee“ von rund 800.000 pro Jahr. Drei Wohnungen stehen aktuell zum Verkauf – eine für 8 Millionen Dollar inklusive Weinregal im Wert von allein 100.000 Dollar …
Eine Milliardärs-WG auf dem Wasser? „Ja, nur die Reichsten der Reichen können sich das leisten“, sagt Andy. „Die, für die Geld keine Rolle mehr spielt.“ 20 Nationalitäten seien aktuell an Bord, mehrheitlich aus den USA und Kanada, aber auch aus Europa, Fernost oder Australien. Keine russischen Oligarchen oder arabischen Ölprinzen? „Nein, die sind von den Residenten nicht erwünscht. Und die entscheiden, wen sie zulassen und wen nicht.“
Sie entscheiden auch, wohin das Schiff fährt: Es sind die exotischsten Destinationen der Welt, um die 100 Häfen werden allein in diesem Jahr besucht – und überall, auch hierin das genaue Gegenteil üblicher Kreuzfahrten, bleibt man lange. Drei Tage sind es in Hamburg! Vier Tage gar in Wismar, das darauf folgt. Denn Zeit zu haben, das ist der Luxus, den die Leute hier sich leisten – alles andere haben sie ja schließlich im Überfluss.