Haus in den Schären: keine halben Sachen
Ein extravagantes Haus in den Schären vor Göteborg verbindet barrierefreies Wohnen mit modernem Hygge-Luxus
Mit zunehmendem Alter schwindet bekanntlich die Lust auf Kompromisse. Also: keine halben Sachen mehr – das gilt besonders fürs Wohnen. Wer es sich leisten kann, bezieht daher im letzten Lebensdrittel eine Immobilie mit modernem, luxuriösem Ambiente. Oder baut sie sich am besten gleich selbst nach eigenen Vorstellungen. Mit intelligenter Raumplanung und funktionalen Einbauten – etwa einem Fahrstuhl oder barrierefreien Bädern – lassen sich die körperlichen Einschränkungen der späten Lebensphase bereits im Vorfeld berücksichtigen.
Diesen Traum haben sich Monica und ihr Mann Gunnar erfüllt. Das schwedische Ehepaar entschied sich Mitte des Jahres 2018 für den Abriss seines weißen Holzhauses in den Schären von Göteborg, in dem die beiden über 20 Jahre lang glücklich gelebt hatten. Erst wollten sie das von Felsen umgebene Anwesen in Torslanda verkaufen und umziehen, wählten dann aber die Option Abrissbirne – und damit einen radikalen Neubeginn: „Es war ein sehr emotionaler Prozess, weil so viele Erinnerungen an dem Haus hingen. Aber das Gebäude war bautechnisch nicht mehr auf dem aktuellen Stand und funktionierte auch wegen der Treppen nicht mehr für die kommende Lebensphase. Eine Modernisierung und altersgerechte Umbauten wären am Ende zu aufwendig und zu teuer gewesen“, so Monica.
Mit der Realisierung des Neubaus beauftragten sie Willa Nordic, einen Anbieter für individuelle Bauplanungen in ganz Schweden (www.willanordic.se). Deren funktionale und zugleich luxuriöse Hygge-Architektur zeigt sich auch im schwarzen Schwedenhaus des Ehepaares, das es von Anfang an gemeinsam mit dem Architekten Daniel Gustavsson durchplante. Als Basis dienten erste Skizzen, die Monica – eine bekennende Design-Enthusiastin – auf Butterbrotpapier gezeichnet hatte. „Wir wollten wenige, dafür aber großzügige Zimmer mit viel Licht“, beschreibt die Hausherrin ihr Wohnkonzept.
Um Platz für den flächenmäßig größeren Neubau zu schaffen, mussten zunächst einige Sprengungen durchgeführt werden. Die vielen Steinreste auf dem Grundstück verwendeten die Architekten für den Bau der Mauern rund um das Haus. Dank dieses Steinwalls fügt sich das Gebäude harmonisch in die felsige Umgebung ein.
Auch der Bau verlief nach Plan. Vom Untergeschoss des Hauses mit Wohnzimmer, Fitness- und Technikraum und einem WC führt heute, wie damals ausdrücklich gewünscht, ein Aufzug in die obere Etage. „So können wir auch in Zukunft problemlos hier wohnen, das ist sehr beruhigend“, sagt Monica.
Leben auf der Baustelle
Im oberen Geschoss erstrecken sich auf 117 Quadratmetern eine luxuriöse Küche mit angrenzenden Wohn- und Essbereich und Kamin sowie daneben das Hauptschlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank und angeschlossenem Bad. Beides war dem Paar ebenfalls besonders wichtig. Weitere Räume der edel gestalteten Wohnetage sind der idyllische Wintergarten – heute ein bevorzugter Aufenthaltsort des Paares – sowie ein behagliches Gästezimmer mit WC und ein Waschraum. Vor dem Haus lädt ein großzügiger, beleuchteter Pool zum Schwimmen und Chillen ein.
Besonders viel Zeit beanspruchte die Planung des Interieurs: Für das gewünschte Wohnwohlgefühl sorgen vor allem natürliche Materialien wie Metall, Holz, Marmor und Stein sowie Naturfarben wie Sand und Nougat bei der Auswahl von Stoffen und Wandfarben.
Sedumdächer – grüne Landeplätze für Bienen – und Solarpanel sorgen für die umweltfreundliche Nutzung der Dachflächen.
Das gesamte Bauprojekt lief im Großen und Ganzen ohne nennenswerte Komplikationen ab: Bereits ein Jahr nach dem Abriss – im Dezember 2020 – konnte das Paar sein neues Haus beziehen. Als Grund für die schnelle Umsetzung nennt Monica ihre Dauerpräsenz auf der Baustelle: „Wir hatten zuerst das Gästehaus errichten lassen, in dem wir während der Bauphase lebten. So konnten wir täglich vor Ort die Arbeiten beaufsichtigen. Das würde ich übrigens jedem raten, der sich im Alter auf so ein Abenteuer einlässt.“
Fotos: Willa Nordic
BEL 02/23