Floating Solutions, made by Meyer
Die Papenburger Meyer Werft ist weltbekannt für ihre glanzvollen Kreuzfahrtschiffe. Nun präsentiert sie ein neues Geschäftsfeld: Mit einem finnischen Partner entwickelt und baut sie schwimmende Immobilien
„Schwimmende Lösungen“, sagt Seniorchef Bernard Meyer, „haben großes Potential. Für den Wohnungsbau, für den Tourismus, für Infrastruktur und vieles mehr.“ Und „Floating Solutions“ heißt auch das neueste Projekt der Schiffbaulegende aus Papenburg, die an mittlerweile drei Standorten in Europa vielbestaunte Kreuzfahrtriesen baut und dabei zu den Weltmarktführern zählt. Da das Kreuzfahrtgeschäft aber pandemiebedingt schwächelt, reagiert man mit neuen Geschäftsideen – eben den Meyer Floating Solutions, einem Joint Venture mit dem finnischen Spezialisten Admares Marine. In Turku, wo Meyer seine größten Cruiseliner baut, hat das neue Unternehmen seinen Sitz.
Zwei Aspekte, so die Papenburger, seien dabei entscheidend. Zum einen geht man davon aus, dass der Markt für Immobilien auf dem Wasser exponentiell wachsen werde. Auf dem Wasser zu bauen statt am Wasser sei für viele Metropolen heute eine logische Option. Man muss nicht nur an Monaco, Dubai oder Singapur denken, um dem zu folgen. Auch für ungezählte andere Städte am Wasser, in denen der Platz an Land eng und teuer geworden ist, liegt der Gedanke auf der Hand.
Aber noch etwas spricht dafür: Dank fortschrittlichster Produktionsmethoden werde man die Auswirkungen auf die Umwelt radikal minimieren, da traditionelle Baustellen nahezu vollständig vermieden werden könnten. Die Blaupause dafür liefern die Erfahrungen aus dem Schiffbau: Am Standort Turku will Meyer bis 2025 ein klimaneutrales Kreuzfahrtschiff entwickeln und den Schiffbau bis 2030 komplett klimaneutral gestalten.
Diesem Weg sollen die Floating Solutions folgen: Nachhaltigkeit hat die neue Firma als einen ihrer Kernwerte definiert. „Für schwimmende Immobilien“, so Kaj Casén, CEO des Joint Ventures, „liegt großes Poten tial in der Entwicklung völlig energieneutraler Lösungen, bei denen der Strom durch Sonnenkollektoren erzeugt wird und Wärmepumpen den Wasserkörper für Heizung und Kühlung nutzen.“ Der gesamte Lebenszyklus der Villen, Hotels oder auch Kulturstätten, die man aufs Wasser bringen wolle, sei darauf ausgelegt, alle Umweltauswirkungen weitestgehend zu minimieren. Durch den Bau mit nachhaltigen Materialien an kontrollierten Produktionsstätten könne Studien zufolge der Abfall um mehr als 70 Prozent gegenüber traditionellen Bauverfahren reduziert werden.
Konkrete Projekte? Gibt es für das Joint Venture noch nicht. Aber mit Bauten wie der ÜberwasserTerrassenerweiterung des Luxushotels Burj Al Arab in Dubai, der größten schwimmenden Villa der Welt, ebenfalls in den Emiraten, und schwimmenden Gästevillen für die FußballWM in Katar hat Admares bereits gezeigt, wie es geht. Mit dem Joint Venture mit Meyer, so kennt man es von den Papenburgern, dürfte kräftig Schwung in die Sache kommen. Gespannt sein darf man auf jeden Fall.
BEL 02/23