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Foto: Christies Real Estate

Zumeist sind sie verlassen, eher stark als leicht sanierungsbedürftig, und nicht selten hat sich die Natur bereits einen Teil zurückgeholt. Die Rede ist von Dörfern, die zum Verkauf stehen. Man nennt sie Geisterdörfer und gerne auch Lost Places. Ihre Faszination resultiert aus den Mythen und Geheimnissen, die sie umgeben. Doch in der Pandemie haben sich Werte und soziale Normen verschoben, Gewohnheiten und Wünsche geändert – vor allem, was das Wohnen angeht. So ist das Leben auf dem Lande mit all seinen Freiräumen wieder in den Fokus gerückt. Der dörfliche Charakter des Lebensraums erscheint mehr als verlockend.

Angebote aus Europa und Übersee

Also ein Haus im Dorf? Oder besser gleich das ganze Dorf kaufen? Der Spruch „Warum einen Liter Milch kaufen, wenn man auch die ganze Kuh haben kann?“ geht einem hier unwillkürlich durch den Kopf. Im europäischen Ausland werden immer wieder komplette Dörfer angeboten. Zu wenig Arbeit vor Ort, zu wenig Abwechslung für die Jugend, zu viel Aufwand für Unterhalt und Energieversorgung sind nur einige Gründe, warum selbst in idyllischen Regionen Italiens oder Spaniens solche Gemeinden zum Kauf angeboten werden. Was man aus solchen verlassenen Orten „zaubern“ kann, zeigt das Beispiel von Castelfalfi, einem exklusiven Resort in der Toskana, das einst auch sein Dasein als „Lost Place“ fristete. Heute lässt man dort die Seele baumeln, golft und genießt das Leben – in der eigenen Immobilie. Denn in dieser Destination werden Villen und Häuser zum Verkauf angeboten. Aber auch in Deutschland gab es immer wieder Dörfer, die entweder versteigert oder veräußert wurden. Der Ort Amerika in Sachsen dürfte Mitte der 1990er-Jahre wohl eines der bekanntesten Beispiele gewesen sein. Und 2017/18 machte der Verkauf des brandenburgischen Dorfes Alwine hierzulande Schlagzeilen.


Andernorts sind derartige Besitzwechsel ganzer Ortschaften an der Tagesordnung, wie die hier veröffentlichten Angebote zeigen. Dass es sich nicht immer um heruntergekommene Ansiedlungen in abgeschiedenen Gegenden handeln muss, zeigt das bezugsfertige Dorf Le Plan-de-la-Tour von Filmstar Johnny Depp bei St. Tropez. Das Kleinod wurde bis vor Kurzem zum wiederholten Male zum Erwerb angeboten. Und auch die Luxus-Community auf Royal Palm Island (Bild oben) gehört wohl eher nicht zu den typischen Dörfern, die man sonst so kaufen kann.

Schweden: Historischer Kurort Sätra Brunn (Västmanland) mit Restaurant, Hotel, Kirche, Badehaus mit Spa (eines der ältesten Schwedens), ca. 58 ha Gelände mit Wald, Preis: ca. 7,06 Mio. Euro, www.christiesrealestate.com Fotos: Anbieter

Frankreich: Le Plan-de-La-Tour, ca. 30 km von St. Tropez entfernt, kleines Dorf von Filmstar Johnny Depp mit Restaurant, Hotel, Bar und einigen Gästehäusern, über 15 Jahre restauriert und gepflegt, mehrfach zum Verkauf angeboten Preis zuletzt ca. 24,44 Mio. Euro | Fotos: Anbieter

Italien: Weingut nahe Siena/Toskana, ca. 300 ha Land mit 14 fruchtbaren Weinbergen, 3 Gebäudegruppen mit historischer Villa, Gästewohnungen, Weinkeller, einige zu restaurierende Landhäuser, Kapelle, Pool Preis 7,8 Mio. Euro, www.casatuscany.com | Fotos: Anbieter

Kanada: Edelweiss Village in Golden, British Columbia, 6 Häuser mit ca. 516 m2 Wohnfläche, Bj. 1910/12, weitgehend aktuelle Heiz- und Sanitärtechnik (2000er-Jahre), ca. 50 ha Grundstück, tolle Hanglage, Preis ca. 1,7 Mio. Euro, www.remax.ca/luxury/bc/golden-real-estate | Fotos: Anbieter

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Sven Heinen

ist Redaktionsleiter bei BELLEVUE.
Tel.: 040-593 625 040