So baut man heute
Besonders im Luxussegment reicht es nicht, nur spektakuläre Häuser zu bauen. Die Klientel erwartet stimmige Gesamtkonzepte
Moderne Luxuswohnungen bieten heute eine Vielzahl von Annehmlichkeiten und Funktionen, um den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Bewohner gerecht zu werden. Dazu gehören in der Regel hochwertige Ausstattung und Materialien, innovative Technologien wie Smarthome-Systeme, energieeffiziente Lösungen und eine durchdachte Raumgestaltung. Darüber hinaus legen Käufer moderner Luxuswohnungen zunehmend Wert auf zusätzliche Annehmlichkeiten wie Concierge-Service, Fitnesscenter, Spabereiche, Gemeinschaftsräume und, wenn möglich, sogar einen privaten Zugang zu exklusiven Einrichtungen wie Pools oder Dachterrassen.
Natürlich ist und bleibt die Lage das mit Abstand wichtigste Kriterium bei der Entscheidung zum Kauf einer Immobilie. Adresse, Umgebung, Blick, Sonnenausrichtung, Mikrolage, Makrolage. Gerade und vor allem im Luxussegment. Dann zählen Kriterien wie Architektur, Grundriss, Qualität, Ausstattung, Materialien, Komfort wie Fahrstuhl, Tiefgarage, E-Ladestationen, Sicherheit, Services etcetera. Folgende Trends sind aktuell auszumachen.
Gib dem Projekt einen passenden Namen!
Immer wichtiger ist es, ein stimmiges Gesamtpaket anzubieten, im Idealfall aus dem Projekt einen echten Luxusartikel zu formen. Und das schon vor dem ersten Spatenstich. „Bauprojekt Schöne Aussicht 48–52“ mag informativ sein, aber „The Bellevue“ klingt einfach besser. Dazu ein elegantes Logo, ein hochwertiger Prospekt, ein emotionaler Mood-Spot und eine perfekte Animation im Internet.
Traditionell helfen auch bekannte Markennamen dabei, das Projekt gleich in der passenden Preisetage zu positionieren. Dazu zählen dann zum Beispiel Designerküchen von Bulthaupt, Armaturen von Dornbracht, Soundsysteme von Bang & Olufsen. Ein bisschen Glanz der Luxusmarken strahlt durch das Namedropping auf das neue Bauprojekt ab und signalisiert: Hier wird an nichts gespart, hier geht es um beste Qualität.
In Asien, Arabien und auch in den USA geht man sogar noch einen Schritt forscher ran, benennt ganze Projekte nach einer weltbekannten Marke, zum Beispiel Bulgari Resort, Lamborghini Villas oder Porsche Tower. Die Namensgeber lassen sich diese Patenschaften fürstlich honorieren. Von daher rechnet sich der Aufwand erst bei großen Resorts oder Wolkenkratzern. Außerdem wäre diese Strategie in Europa vielen vielleicht sogar etwas zu protzig.
Eleven Decks in Hamburg
Es muss nicht jeder alles haben!
Nutzt man eine private Sauna? Erfahrungsgemäß in den ersten Wochen bestimmt, dann immer weniger. Rentieren sich ein eigener Billardtisch oder das teure Home-Fitnessstudio? Kostet alles Platz und Geld. Besonders Jüngere haben eine andere Einstellung zu Besitz: „Ich muss nicht alles selbst besitzen, sondern kann es mir mit anderen teilen.“ Das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoller. Sharing ist auch beim Bauen der Zeitgeist – Gemeinschaftsflächen wie Fitnessraum, Spa, Partyküche, Co-Working-Space, Playground, Fahrradwerkstatt, vielleicht sogar ein kleiner Pool oder eine gemeinsame Dachterrasse sind beliebt. Klingt alles nett und sinnvoll, wird aber in den Kaufpreis jeder Wohnung integriert und muss vor allem dauerhaft verlässlich gepflegt werden. Ohne Betreibergesellschaft ist das nur schwer realisierbar. Die wiederum verursacht höhere monatliche Betriebskosten. Sind die Gemeinschaftsanlagen wirklich allen gleich viel wert? Wenn nicht, gerieren sie zum Dauerthema bei Eigentümerversammlungen.
So grün wie möglich!
Energetisch müssen Neubauten heute mit einem überzeugenden Konzept und intelligenter Technik aufwarten. Die Zeiten der Verschwendung sind vorbei. Alternative Bauweisen sind gefragt, was bei großen und hohen Häusern noch eine echte Herausforderung darstellt. Auch wenn intensiv an Techniken geforscht wird: Noch ist Beton ein echter Klimakiller.
Weniger ist mehr!
Rund die Hälfte aller Stadtwohnungen wird von Singles bewohnt. Deshalb gilt auch im Luxussegment: Kleinere Wohnungen mit cleveren, platzsparenden Grundrissen sind bezahlbar und entsprechen dem Zeitgeist. Darauf haben Developer und Architekten reagiert und holen vermehrt schon bei der Planung mehr Interior-Experten mit ins Boot. Viele Kunden haben einfach kein Händchen fürs Einrichten und verlassen sich lieber auf Profis. Deshalb werden Musterwohnungen oft in drei oder mehr verschiedenen Wohnstilrichtungen eingerichtet, dekoriert und angeboten.
Developer lernen schnell aus Erfahrung oder von anderen Projekten, spüren, was beim Kunden gut ankommt und was weniger, wie eine Immobilie präsentiert werden sollte, um möglichst frühzeitig für möglichst viele Einheiten passende Kunden zu finden.
BEL 02/24