Spanien: Starker Markt 2022
Spaniens Champions sind Mallorca, Marbella und die Costa Blanca. Hier investieren viele Ausländer in Ferienimmobilien, und die hohen Preise steigen weiter. Ein aktueller Blick auf die Inseln und Küsten
Allen internationalen Krisen zum Trotz brummt das Geschäft mit spanischen Ferienimmobilien. Als besonders stark erweisen sich die Märkte, wenn eine hohe Qualität des Angebots, gute Infrastruktur und ein großer Anteil ausländischer Käufer zusammentreffen. Das gilt etwa für Mallorca, Marbella und die Costa Blanca. Die Verkaufszahlen sind 2021 überall explodiert. Das spiegelt sicher auch Nachholeffekte wider, weil viele Interessenten im Pandemiejahr 2020 nicht nach Spanien gereist sind. Aber der Wunsch, die Lebensqualität mit einer Immobilie im Süden zu verbessern, gewinnt gerade in unsicheren Zeiten mit Inflation und hohen Energiekosten enorm an Bedeutung: Alle Küstenregionen Spaniens haben bei den Verkäufen auch Anfang 2022 kräftig zugelegt, besonders die Kanaren (plus 39 Prozent zum 1. Quartal 2019) und die Balearen (plus 17,6 Prozent). Zugleich erreicht der Immobilienkauf durch Ausländer den höchsten Stand seit 10 Jahren. Und die Preise steigen auf breiter Front, je nach Küstengebiet zwischen vier und knapp 16 Prozent seit 2019. Spitzenreiter bei der Preisentwicklung sind die Balearen, wo weitere Wertgewinne erwartet werden, das Angebot sich aber verknappt. Unsicherer sind Prognosen in Katalonien, an der Costa de la Luz oder auf den Kanaren, die aktuell stagnierende Angebotspreise verzeichnen. Spanien hat eben keinen homogenen Zweitwohnsitzmarkt.
Beliebteste Gegend für den Zweitwohnsitz bleibt die Provinz Alicante (Costa Blanca). Sie hat nicht nur den höchsten Anteil an Ausländern beim Immobilienkauf von allen Provinzen (42,2 Prozent im 2. Quartal 2022), sondern ist auch bei den nationalen Käufern von Ferienimmobilien am begehrtesten. Bei Ausländern steht Teneriffa (38,3 Prozent) an zweiter Stelle, gefolgt von den Balearen (34,6 Prozent) und der Costa del Sol/Málaga (32,8 Prozent). Das Gewicht der Briten, die seit den 1980er-Jahren die größte ausländische Käufergruppe bilden, ist seit dem Brexit-Referendum 2016 kontinuierlich geschrumpft. Aktuell haben sie noch einen Anteil von 9,8 Prozent, wobei die Deutschen mit 9,1 Prozent fast gleichauf liegen. Dahinter folgen Franzosen (6,6 Prozent) und Belgier (4,9 Prozent).
Zwei Gebiete stechen hervor, wenn es um besonders exklusive Ferienimmobilien geht: Sowohl die Costa del Sol (Provinz Málaga) als auch die Balearen haben jeweils einen Anteil von rund 23 Prozent der spanischen Wohnangebote von über einer Million Euro. Wer zweistellige Millionenbeträge (bis 29 Millionen Euro) anlegen will, findet eigentlich nur im Südwesten Mallorcas und rund um Marbella eine gute Auswahl. Ibiza spielt preislich in dieser Liga mit – bei einer geringeren Zahl von Angeboten. Mit Spitzenvillen – bei allerdings günstigeren Preisen bis 9,5 Millionen Euro – kann zudem die nördliche Costa Blanca aufwarten. High-End-Objekte werden überall stetig teurer angesichts kaum mehr verfügbarer Toplagen und immer höherer Baustandards.
Was wird gesucht?
Die Geschmäcker beim Kauf einer spanischen Ferienimmobilie sind verschieden, aber die Gewichte verschieben sich. Aktuell investieren jüngere und trendige Käufer, die ihr Geld etwa durch Start-ups oder Webtechnologie verdient haben, stark im Luxussegment. Und im digitalen Zeitalter mit Homeoffices wird der Zweitwohnsitz – egal ob Apartment oder Villa – oft zum Arbeitsplatz. Generell sind „Lock up and leave“- Objekte beliebt, pflegeleichte Immobilien also, wo man ankommt und die man einfach aufschließt und genießt.
Im Neubau von hochwertigen Objekten dominiert moderne Architektur. Gefragt ist die perfekte Ausstattung – State of the Art und internationale Qualitätsmarken spielen eine wichtige Rolle. Zeitloses und ansprechendes individuelles Design wird erwartet.
Zugleich gewinnt die Umweltfreundlichkeit immer mehr an Bedeutung. Oft geht der Trend dann zu baubiologisch nachhaltigen Materialien und kleineren Bauten (300 statt 800 Quadratmeter). Hinsichtlich Energieverbrauch, Unterhaltskosten und Pflegeaufwand muss eben gut und weitsichtig geplant werden. Bei der Ausstattung von neuen High-End-Villen gibt es längst Standards: Wärmepumpe, Solarenergie, zentrale Klimaanlage, Fußbodenheizung mit Einzelraumsteuerung, Domotiksystem, Infinitypool, Hightech-Küche, Videoüberwachung, Alarmanlage, elektrische Außenraffstores. Große Bedeutung hat das Licht – dazu gehören gute LED-Konzepte und große Fensterfronten. Besonders angesagt sind auch Villendesigns, die eine Einheit mit der Umgebung bilden. Wasserspiele und Begrünungen können weitere Elemente sein. Wenn dann noch eine Toplage hinzukommt, sind moderne Villen unschlagbar auf dem Markt.
Der mediterrane Stil mit spanischem Charakter hat weiterhin eine Bedeutung, wenn Modernes integriert wird. Naturmaterialien in Verbindung mit zeitgemäßer Ausstattung und einem Hauch Minimalismus im Interior sind gefragt. Beispielsweise sind auf Mallorca Fincas mit der klassischen Fassade aus Naturstein, aber mit modernen und offenen Räumen im Innern sehr beliebt. Ideal, wenn dann auch noch ein Pool und ein schöner Blick vorhanden sind.
Bei Ferienwohnungen werden fertige Objekte bevorzugt. Es darf nicht zu rustikal und muss hochwertig ausgestattet sein, Terracotta oder grob verputzte Wände sind beispielsweise im exklusiven Südwesten Mallorcas schwer zu verkaufen. Aber auch an der Costa Blanca stehen moderne Wohnungen im Bauhaus-Stil im Fokus. Immer mehr Bauträger setzen bei Apartmentanlagen auf „Mehrwert“ in Form von Tiefgaragen- Plätzen, Ladestationen für E-Autos, Pools, Spa, Fitness. Im Energiebereich ist Aerothermie (Luft-Wärme-Pumpe) inzwischen Standard.
Balearen
Auf Mallorca, die größte Insel Spaniens, entfielen 2021 rund 78 Prozent des zahlenmäßigen Verkaufsvolumens der Balearen (Ibiza/Formentera und Menorca hatten jeweils 11 Prozent). Nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei den Immobilienkäufern liegen die Deutschen unter den Ausländern mit Abstand vorn. Die Nachfrage ist groß: Klima, Infrastruktur, Landschaft, Erreichbarkeit und die krisenfeste Wertstabilität der Immobilien überzeugen. Noch im 1. Quartal 2022 gab es auf den Balearen ein Plus von fast 41 Prozent bei den Verkäufen im Vorjahresvergleich. Die Inselgruppe hat die höchsten Quadratmeterpreise bei Wohnraum in ganz Spanien. Qualität und Ausstattung der Immobilien auf Mallorca sind in den letzten 10 Jahren enorm gestiegen. Zwar ist aktuell die Nachfrage weiter gut, aber es gibt eine Verknappung des Angebots besonders im Luxussegment. Die Produktion von neuen Immobilien kann den Rhythmus nicht halten, zumal gute Baugrundstücke immer rarer werden. Das zeigt sich beispielsweise in der begehrtesten Zone der Insel, dem Südwesten (Gemeinden Andratx und Calvià). Es ist auch hier schwerer geworden, noch ein Apartment zu bekommen (begehrt sind Objekte bis zu 2,5 Millionen Euro). Die Folge ist, dass die Preise in den letzten 12 Monaten im Südwesten um über 10 Prozent gestiegen sind. Nachgefragt werden neben Apartments vor allem Villen bis zu 8 Millionen Euro und Fincas bis 3 Millionen Euro. Aber auch der Ultra-Luxus-Käufer (10 bis 27 Millionen Euro) wird fündig. In der Hauptstadt Palma haben sich Bestandsobjekte um 11,8 Prozent innerhalb eines Jahres verteuert (Durchschnittspreis pro Quadratmeter, August 2022). Nimmt man die durchschnittlichen Quadratmeterpreise der Angebote von August 2022, sind Costa d’en Blanes (7.695 Euro), Port d’Andratx (7.238 Euro) und die Nobelurbanisation Son Vida (6.802 Euro) Mallorcas exklusivste Lagen.
Auf der obersten Preisschiene bewegt man sich auch im Tramuntana-Gebirge (Deià, Sóller, Valldemossa). Topvillen erreichen hier Preise bis zu vier Millionen Euro.
Ausgedünnt ist das Angebot an Ferienimmobilien bei hoher Nachfrage aber auch im Nordosten. Rund um Artà sind beispielsweise Fincas zu Preisen zwischen 900.000 und 1,8 Millionen Euro, Stadthäuser (300.000 bis 600.000 Euro) und Chalets (500.000 bis 700.000 Euro) die Objekte der Begierde. Auch im Südosten rund um Santanyí sind die Preise im Vergleich zum Westen noch moderat. Gefragt sind hier vor allem Neubauten mit den großzügigeren alten Baubestimmungen (seit Mai 2020 sind Hausfläche und Poolgröße im ländlichen Bereich limitiert).
Noch günstiger ist oft die Inselmitte. Zumindest gibt es Apartments zu Einsteigerpreisen (1.700 bis 2.100 Euro pro Quadratmeter ). Fincas mit einfacher Bebauung kosten ab etwa 400.000 Euro. Allerdings findet man auch Landsitze zu Preisen zwischen 2,5 und 7,5 Millionen Euro. Ibiza, die drittgrößte Baleareninsel, lockt mit ganz eigenem Flair, avantgardistischen Konzepten bei Hotels und Gastronomie sowie dem legendären Ibiza-Style – ein internationaler Hotspot mit weltweit bekannter Partyszene und herrlichen Küsten. Geboten werden auch Natur und ruhige Landsitze.
Das Epizentrum für die Edeltouristen bleibt Eivissa (Ibiza-Stadt). Hier und im Süden und Südwesten wird am meisten pro Quadratmeter gezahlt. Im Neubaubereich dominieren Villenprojekte in gesicherten Urbanisationen zu Preisen ab drei Millionen Euro sowie Apartments ab 300.000 Euro. Ansonsten markieren bei Villen und Fincas 20 Millionen Euro die Obergrenze und 1,5 Millionen das untere Limit. Den günstigsten Einstieg auf Ibiza bietet Sant Antoni (Apartments ab 200.000 Euro). Auf Formentera werden für frei stehende Häuser 1,1 bis sechs Millionen Euro aufgerufen.
Menorca profitiert davon, erst spät für den Tourismus entdeckt worden zu sein, und konnte ein nachhaltigeres Urlaubsmodell entwickeln. Die Insel ist Mittelmeer für Puristen – ohne Partyzonen, aber mit 90 Stränden und Calas sowie zwei malerischen Hauptorten (Ciutadella und Maó). Die Hauptkäuferschaft sind Spanier vom Festland. Seit etwa drei Jahren ist Menorca bei der Hautevolee „en vogue“, die in absolute Top-Objekte investiert. Darunter sind viele Franzosen. Die Insel hat das niedrigste Preisniveau der Balearen.
Katalonien
Die berühmteste Ferienküste Kataloniens ist die Costa Brava (Provinz Girona). Durchschnittlich liegen Ferienobjekte hier bei 2.800 Euro pro Quadratmeter. Es gibt generell ein hochklassiges Immobilienangebot. Toplagen gibt es bei Roses und in Cadaqués. Auch Begur und Tossa de Mar sind begehrt. Die wichtigsten Käufergruppen für Zweitwohnsitze sind Einheimische aus Barcelona und Franzosen. Noch 2021 zeigte sich der Markt sehr dynamisch bei Preisen, Verkäufen und Baugenehmigungen. 2022 ist eine Abkühlung zu beobachten bei stagnierenden Angebotspreisen. Villen kosten meist bis zu vier Millionen Euro.
Die Provinz Barcelona bietet neben der gleichnamigen Metropole auch zwei Ferienküsten, El Mareme (durchschnittlich 2.300 Euro pro Quadratmeter) und die Costa del Garraf (4.000 Euro pro Quadratmeter für Apartments, 2.200 bis 3.300 für Einfamilienhäuser). Viele Objekte an diesen Küsten sind wegen der Nähe zur Stadt Barcelona allerdings dem Erstwohnsitzmarkt zuzuordnen. 2021 war das Neubauangebot eher begrenzt. Die Käuferschaft für Ferienimmobilien ist international. Attraktivste Orte sind Castelldefels und Sitges. Die Angebotspreise haben sich seit 12 Monaten mit 0,9 Prozent nur minimal erhöht. Topvillen kosten bis zu 8,5 Millionen Euro.
Die Costa Dorada (Provinz Tarragona) bietet die günstigsten Ferienimmobilien Kataloniens bei Quadratmeter-Durchschnittspreisen von 1.100 bis 2.000 Euro, je nach Ort. Am teuersten ist es zwischen Tarragona- Stadt und Hospitalet de l’Infant, wobei Cambrills und Salou mit Villlen bis zu vier Millionen Euro herausstechen. Schon Anfang 2022 stiegen die Preise kaum noch – bei noch gutem Verkauf und reger Bauaktivität. Bei den Käufern der Ferienimmobilien stehen Spanier an erster Stelle. Die Angebotspreise tendieren im August 2022 gegenüber den Vormonaten ins Minus.
Comunidad Valenciana
Die Costa del Azahar (Provinz Castellón) gehört zu den günstigsten Ferienküsten mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen von 1.038 Euro in den Küstenorten. Die Preise sind auf niedrigem Niveau stabil. Beim Neubau gehen Angebot und Nachfrage stark zurück.
Ausländische Käufer sind hier auf dem Rückzug. Häuser liegen meist zwischen 450.000 und drei Millionen Euro.
Dagegen steigen die Preise in der Costa de Valencia (Provinz Valencia) leicht. Im August 2022 lagen die Angebotspreise 4,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die besten Lagen bei Valencia-Stadt sind Alboraya und El Saler. Preise von 240.000 Euro für Apartments und 750.000 Euro für Häuser werden nicht überschritten. Auch hier sinkt sowohl die Bauaktivität als auch der Ausländeranteil unter den Immobilienkäufern.
Ganz anders präsentiert sich die 220 Kilometer lange Costa Blanca (Provinz Alicante). Hier ist der größte Markt für Ferienimmobilien aller spanischen Provinzen. Neben vielen Spaniern investieren vor allem Briten, Belgier, Skandinavier, Franzosen und Deutsche. Die Bauaktivität ist dynamisch; Nachfrage und Preise ziehen weiter an (plus 9,8 Prozent bei den Angebotspreisen im August 2022). Geboten wird Qualität und Quantität. Der Norden trumpft mit landschaftlicher Schönheit auf. An der Küste zwischen Dénia und Altea stehen zahlreiche Häuser und Villen zu Preisen von einer bis fast 10 Millionen Euro. Neubauvillen mit futuristischen, dennoch ins Umfeld integrierten Designs und neuster Technologie auf Top-Grundstücken markieren die Spitze.
Ein eigener, ganzjährig pulsierender Cosmos ist Benidorm, eine Touristen- und Hochhausstadt. Ferienapartments in allen Preiskategorien sind hier zu haben.
Im flachen Süden der Costa Blanca um Orihuela-Costa, Torrevieja und Ciudad Quesada dominieren preisgünstigere Apartment- und Reihenhausangebote. Strandnahe Neubau-Apartments mit Meerblick sind am gefragtesten – zu Preisen zwischen 250.000 und 350.000 Euro. Neubau-Villen kosten in mittleren Lagen derzeit knapp unter 300.000 Euro.
Murcia
An der Costa Cálida sind die Preise im 1. Quartal 2022 etwas niedriger als vor der Pandemie. Nachfrage und Bautätigkeit haben nach der Flaute 2020 dennoch angezogen. Briten und Skandinavier kaufen hier. Durchschnittlich muss man je nach Ort für Ferienapartments mit 1.500 bis 1.600 Euro pro Quadratmeter rechnen. Bei Mazarrón/ Águilas liegen Häuser durchschnittlich bei 2.100 Euro pro Quadratmeter. Aushängeschild der Region ist der La Manga Club (Luxushotel, drei Golfplätze, Profifußball- Quartier und 2.300 Häuser) – Villen aus dem Altbestand kosten hier 500.000 bis etwa drei Millionen Euro.
Das sagen die Profis
Andalusien
Der Markt an der Costa de Almería ist 2021 bei Preisen, Verkäufen und Bautätigkeit im Vergleich zu 2019 gewachsen. Diese Tendenz setzt sich 2022 teilweise fort, ist aber von Ort zu Ort unterschiedlich. Generell liegen die Angebotspreise im August 2022 um 5,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Nationale und britische Käufer dominieren. Ferienobjekte erzielen durchschnittlich Quadratmeterpreise von 1.400 Euro für Apartments von Pulpí bis Cuevas del Almanzora, 1.900 Euro für Einfamilienhäuser von Vera Playa bis Carboneras und 1.700 Euro für Apartments in Roquetas de Mar. Teuerste Lage ist die Strandzone von Mojácar mit 220.000 bis 980.000 Euro für frei stehende Häuser.
An der Küste Granadas (Costa Tropical) findet man ein moderates Preisniveau bei Ferienimmobilien (durchschnittlich 1.100 bis 1.500 Euro pro Quadratmeter). Leichte Preissteigerungen im 1. Quartal 2022 (plus 1,5 Prozent), hohe Nachfrage und schrumpfende Bautätigkeit prägen den Sektor. Teuerste Lage: der Küstenabschnitt Las Palomas von Almuñécar mit vielen Villen zwischen 750.000 und 1,5 Millionen Euro.
Der Hotspot in Andalusien für den Ferienimmobilienkauf bleibt die Costa del Sol (Provinz Málaga und Sotogrande/San Roque). Als „Goldenes Dreieck“ sind die kosmopolitischen Orte Marbella, Benahavís und Estepona bekannt. Luxusimmobilien und die Qualität der Infrastruktur mit über 50 Golfplätzen, Yachthäfen, internationalen Schulen, Restaurants und Geschäften spielen eine zentrale Rolle. Etwa 70 Prozent der Ferienimmobilien werden von Ausländern erworben. Skandinavier, Belgier und Deutsche sind dabei – aber die mit Abstand größte Gruppe ausländischer Immobilienbesitzer sind Briten. Die Bauaktivität hat sich 2021 nochmals erhöht. In den nächsten Jahren sind an der Costa del Sol 250 bis 270 Großprojekte geplant, der Markt könnte heiß laufen. 2021 gab es über 30 Prozent mehr Verkäufe als 2019. Der Trend setzt sich 2022 an der gesamten Costa del Sol fort. Ein starker Rückgang des Bestands an Luxusimmobilien treibt die Preise in diesem Segment in die Höhe (plus 18 Prozent bis August 2022 in Marbella). Je nach Ort liegen die Durchschnittspreise für Apartments zwischen 1.600 und 3.800 Euro pro Quadratmeter. Bei Villen im Raum Marbella sind Verkäufe über vier Millionen Euro durchaus an der Tagesordnung. Darunter gibt es auch einige Objekte, die über 10 Millionen Euro erzielen. Bis zu 29 Millionen Euro werden derzeit für Villen in der Luxusurbanisation La Zagaleta (Benahavís) aufgerufen.
Wer an der Costa de la Luz (andalusische Atlantikküste) kauft, bekommt noch das authentische Spanien. Auch die Ferienimmobilien sind meist in spanischer Hand. Die Provinz Huelva hat sogar die geringste Quote ausländischer Käufer an Spaniens Küsten. Die Provinz Cádiz hat das etwas höhere Preisniveau: zwischen Tarifa und Conil durchschnittlich 2.400 Euro pro Quadratmeter. In Huelva liegen Ferienapartments bei 1.400 zwischen Mazagón und Huelva sowie 1.700 Euro pro Quadatmeter in Isla Cristina und Ayamonte. Die Preise gingen im 1. Quartal 2022 leicht nach oben (plus 3,8 Prozent in Cádiz, plus 1,8 Prozent in Huelva). Im Sommer stagnierten sie in Huelva.
Immobilienkauf in Spanien
Für EU-Bürger gibt es keine Einschränkungen beim Erwerb von Immobilien in Spanien. Allerdings unterscheiden sich die Regeln des Kaufs teilweise von Deutschland
Fläche 505.970 km2 Einwohnerzahl 47,4 Millionen Bevölkerungsdichte 94 Einwohner pro km2 Küstenlinie 7.661 km Städte (Einwohner) Madrid (3,33 Millionen), Barcelona (1,64 Millionen), Valencia (790.000) Durchschnittseinkommen/Monat 2.290 Euro Bruttoinlandsprodukt 25.460 Euro pro Kopf im Jahr 2021 (Deutschland: 43.290 Euro) Politisches System Parlamentarische Monarchie. Politisch und administrativ ist Spanien in 17 autonome Regionen sowie 50 Provinzen strukturiert. Seit 1986 ist Spanien Mitglied der EU.
Immobiliensuche
Es ist ratsam, sich einen Makler zu suchen, der sich auf dem Markt auskennt. Bevor etwas vereinbart wird, gilt es die Immobilie zu prüfen. Die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts (oder Steuerberaters) sowie eines Architekten (oder Sachverständigen) ist sinnvoll. Es geht unter Umständen um die Prüfung des Eigentumsrechts und die Verfügungsberechtigung des Verkäufers, die Richtigkeit von Grundstücksgröße und -grenze, die Frage, ob Neu- und Anbauten oder Pool, Garagen etc. im Grundbuch eingetragen sind, ob es Mietund Pachtverträge gibt oder Schulden auf dem Grundstück lasten oder ob bei einer Eigentümergemeinschaft noch Rückstände bestehen. Sinnvoll ist es, sich die letzten Strom- und Wasserrechnungen vorlegen zu lassen, damit man sicher sein kann, dass es keine Probleme mit der Versorgung gibt. Bei Baugrundstücken gilt es die Baulandqualität und den erlaubten Umfang einer späteren Bebauung zu eruieren.
Verträge/Notar
Zwar können auch mündliche Verträge gültig sein, allerdings ist die notarielle Beurkundung Voraussetzung für eine Eintragung im Grundbuch. Diese Eintragung ist wiederum notwendig, um eine gültige Rechtsposition über den Besitz zu erlangen. Der Notar ist somit unbedingt erforderlich. Bis zum Notartermin gibt es verschiedene Varianten von Vorverträgen, um Vereinbarungen zu treffen. Mit diesen Vorverträgen sind in der Regel sofort zu leistende Anzahlungen auf den Kaufpreis verbunden.
Wenn kein Rechtsanwalt beauftragt ist, kann man eine Gestoria (Verwaltungsfirma) hinzuziehen, die die Zahlung der Grunderwerbsteuer und den Rechtsverkehr mit dem Eigentumsregister abwickelt.
Steuern und Nebenkosten
Bei Bestandsimmobilien wird für den Käufer die Grunderwerbsteuer (ITP) fällig. Sie ist von Region zu Region unterschiedlich geregelt und oft auch von der Höhe des Kaufpreises abhängig (4 bis 11 Prozent des Kaufpreises). Beim Kauf von Neubauimmobilien und bei erstmaliger Übergabe von Objekten ist statt der ITP die Mehrwertsteuer (IVA) von 10 Prozent (Kanaren: 6,5 Prozent) zu zahlen, wenn es sich um eine Wohnimmobilie (plus maximal 2 Garagenstellplätze) handelt. Beim Kauf von Grundstücken von Gewerbeunternehmen und bei Gewerbeimmobilien sind 21 Prozent IVA fällig. Zusätzlich gibt es beim Neubaukauf eine Stempelsteuer (AJD) in Höhe von 0,5 bis 1,5 Prozent des Kaufpreises.
Notar: 0,2 bis 0,5 Prozent des Kaufpreises (offiziell reguliert); Eigentumsregister: üblicherweise 0,1 bis 0,25 Prozent des Kaufpreises; Gestoria: 200 bis 1.000 Euro nach Aufwand.
Die Maklercourtage ist in Spanien nicht geregelt. In der Regel zahlt sie der Verkäufer, meist liegt der Satz bei 5 oder 6 Prozent plus IVA. Die Kosten für den Anwalt sind regional unterschiedlich. Das Honorar wird vereinbart. Meist liegt es bei etwa 1.000 bis 2.500 Euro oder 0,5 bis 1 Prozent des Kaufpreises. Die Beauftragung eines Architekten für eine technische Hausinspektion kostet 170 bis 1.800 Euro.
Kanarische Inseln
Die Kanaren bieten mit sieben Inseln eine Vielfalt an Immobilien und Urlaubswelten bei ganzjährigem Badewetter. Auf La Palma, 2021 durch einen Vulkanausbruch erschüttert, sinkt die Zahl der ausländischen (vornehmlich deutschen) Immobilienbesitzer. Deutsche Käufer sind besonders im Nordwesten Teneriffas (Puerto de la Cruz) und im Süden von Gran Canaria aktiv. Beliebt sind die Kanaren auch bei Italienern und Skandinaviern. Auf Lanzarote dominieren Briten und Franzosen. Bei einem Insel-Ranking nach den durchschnittlichen Quadratmeterpreisen bei Ferienapartments ergibt sich diese Reihenfolge: Lanzarote (2.800 Euro), Teneriffa und Gran Canaria (jeweils 2.400 Euro), Fuerteventura (2.200 Euro), La Palma (1.500 Euro), La Gomera (1.300 Euro).
Die Toplagen auf Teneriffa liegen im Süden (Adeje, Arona, Guia de Isora) und in Santa Ursula/ Nordwesten mit Villenpreisen bis zu neun Millionen Euro. Gute Ferienapartments mit einem Schlafzimmer gibt es in Puerto de la Cruz ab etwa 160.000 Euro. Auf Lanzarote zahlt man bis zu 2,8 Millionen für frei stehende Häuser. In den Edellagen im Süden von Gran Canaria wie Monte León, Montaña la Data, Maspalomas-Meloneras und Salobre Golf gibt es Villen von 1,5 bis 6,9 Millionen Euro. Ab 120.000 Euro kann man mit einem kleinen Apartment in Playa del Inglés einsteigen. Im Jahresvergleich (2022 zu 2021) verzeichnen die Kanaren noch solide Preissteigerungen von 3,5 bis 8 Prozent. Allerdings tendieren die Angebote im Sommer 2022 zur Preisstabilität.
BEL 06/22