Das sind die Inseltrends für 2024
Den Traum vom Feriendomizil auf ihrer Lieblingsinsel haben sich schon Tausende Mitteleuropäer erfüllt. Doch in letzter Zeit wächst bei immer mehr Menschen der Wunsch, ganzjährig auf Mallorca zu leben. BELLEVUE berichtet über aktuelle Inseltrends
Ungefähr 2.800 Stunden scheint auf Mallorca pro Jahr die Sonne. Das sind knapp 1.000 Stunden mehr als im deutschen Durchschnitt. Das sonnigere Wetter ist aber nicht alleiniger Grund, warum es immer mehr Deutsche dauerhaft auf die Insel zieht. Durch die Entwicklung der letzten Jahre mit all ihren Krisen wie Corona, Ukrainekrieg, Zuwanderung, Fachkräftemangel, Inflation, Klimawandel, Rechtsruck und politisches Hickhack hat sich die Einstellung vieler Bundesbürger zu ihrem Land geändert. Sie haben einfach keine Lust mehr auf die vorherrschende miese Stimmung daheim und sind bereit für ein neues Lebenskapitel. Und es sind nicht nur die Vertreter der Babyboomer-Generation, die jetzt um die 60 Jahre alt sind, ihre Firmen verkauft oder in ihrem Arbeitsleben genug verdient haben, um sich für die verbleibenden Jahre einen Platz auf der Sonnenseite zu gönnen.
Auch immer mehr Jüngere zieht es auf die Insel. Sie haben geerbt oder können ihre Jobs dank Videocalls und schnellem Internet von überall her erledigen. Einige pendeln auch alle paar Tage oder Wochen. Dank der vielfältigen Flugverbindungen kein Problem: Von Palmas Aeropuerto starten Direktflüge zu 25 deutschen Flughäfen. Spitzenreiter ist dabei mit bis zu 4.000 Flügen pro Jahr Düsseldorf, gefolgt von jeweils rund 2.000 Flügen Richtung Köln, Berlin, Stuttgart, Hamburg, München und Frankfurt. Immerhin noch 50-mal im Jahr geht auch ein Direktflieger nach Lübeck.
Ganze Familien zieht es mittlerweile nach Mallorca. Spaniens öffentliche Schulen sind nicht schlechter als die deutschen. Wer es sich leisten möchte, meldet den Nachwuchs auf einer der privaten, internationalen Schulen an. Davon gibt es auf Mallorca mehr als ein Dutzend. Sie kosten je nach Alter des Kindes und Leistungen zwischen 500 und 1.500 Euro im Monat, genießen in der Regel gute Reputation, bieten kleine Klassen mit internationalen Lehrern und Mitschülern, die Kinder wachsen mehrsprachig und wohlbehütet auf.
Mallorca ist nicht nur landschaftlich und klimatisch eine schöne Insel, sondern bietet zumindest in weiten Teilen auch ganzjährig eine hohe Lebensqualität. Dazu zählen Faktoren wie Sicherheit, Infrastruktur, Freizeitwert, Kultur- und Sportangebot, medizinische Versorgung sowie eine Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés, Bars und Clubs. Die Inselmetropole Palma ist mit über 400.000 Einwohnern eine veritable und besonders in ihren ursprünglichen Vierteln auch pittoreske Großstadt. Ein weiterer wichtiger Punkt, der für Mallorca als Auswanderungsziel spricht und den man gut oder nicht gut finden kann: Man kommt auf der Insel auch ohne fließendes Spanisch, Katalanisch oder Mallorquin passabel zurecht.
Tipps für die Immobiliensuche
Wie sollen Interessenten bei der Suche nach einem Mallorca-Domizil vorgehen? Erster elementarer Tipp: Besorgen Sie sich eine N.I.E.-Nummer. Wer in Spanien be- ruflich tätig werden oder seinen Wohnsitz auch nur zeitweise nach Spanien verlagern möchte, benötigt eine N.I.E. (Número de Identidad de Extranjero). Diese Steuernum- mer für Ausländer gibt es bei persönlichem Erscheinen für circa 10 Euro bei der spa- nischen Botschaft oder bei einem der Kon- sulate. Vermittler im Internet bieten auch ihre Dienste an, das kostet dann allerdings bis zu 300 Euro. Auf Mallorca hilft in der Regel gerne der Makler weiter. Die N.I.E.- Nummer wird immer wieder benötigt, vom Antrag auf einen Stromanschluss über die Kontoeröffnung bis zur Autoummeldung.
Zweiter wichtiger Hinweis: Überlassen Sie der Maklerin oder dem Makler die Su- che nach der passenden Immobilie. Das ist deren Job, und es kostet nichts extra, weil die Courtage im Kaufpreis enthalten ist. Wer sich auf eigene Faust auf die Suche be- gibt, ist bei der Vielfalt des Angebots schnell überfordert oder frustriert. Zunächst sollte so genau wie möglich analysiert werden, was man überhaupt möchte. Haus oder Wohnung, urban oder ländlich, Südwesten oder Nordosten, modern oder traditionell? Dann sollte eine Liste der Wunschfaktoren erstellt werden, etwa Meerblick, Vermie- tungslizenz, Pool, Zahl der Schlafzimmer etcetera. Nicht zu vergessen und elementar ist dabei natürlich das Budget. Auch soll- te man eine No-Go-Liste anfertigen, zum Beispiel „nicht in der Einflugschneise“, „keine Hauptstraße“, „nur hundertprozentig legale Bauten“ oder ähnlich.
Mit dieser Checkliste geht der Makler auf die Suche nach möglichst passenden Objekten. Im Idealfall können den Interessenten dann bei einem oder zwei Besuchen drei bis fünf Objekte gezeigt werden, die möglichst viele Vorgaben abdecken, oder sie werden umgehend informiert, wenn etwas Passendes auf den Markt kommt.
Immobilien auf Mallorca „drehen“ viel schneller als in Deutschland. Wird in Deutschland ein Haus verkauft, dauert es meist Jahrzehnte, bis es wieder auf den Markt kommt. Auf Mallorca stehen Ferienimmobilien nicht selten schon nach wenigen Jahren wieder zum Verkauf. Alteingesessene Makler berichten von Objekten, die in zwanzig Jahren drei- oder viermal die Besitzer gewechselt haben. Die Gründe sind vielfältig: Trennung, Gesundheit, Todesfall, Lust auf etwas Größeres oder Kleineres oder einfach mit Gewinn verkaufen.
Wer einen oder zwei Makler gefunden hat, mit denen die Chemie stimmt und die sich in der gewünschten Region auskennen, hat bessere Chancen auf Erfolg. Die wenigsten Objekte sind unter Exklusivvertrag, die meisten können von allen Maklern vermittelt werden. Nicht selten kommt es auch zu Gemeinschaftsverkäufen. Einer hat das richtige Objekt, der andere den passenden Interessenten.
Wie ist die Marktlage?
Nach Corona erlebte Mallorcas Immobilienmarkt einen zweijährigen Boom. Ungefähr seit dem Herbst 2022 präsentiert sich der Markt ruhiger. Allerdings nicht so gravierend wie in Deutschland. Nachfrage ist immer noch genug vorhanden, die Interessenten sind in ihrer Entscheidungsfreude aber zurückhaltender.
Seit 2015 untersucht jedes Jahr das unabhängige Center for Real Estate Studies (CRES) im Auftrag des Immobilienunternehmens Porta Mallorquina Mallorcas Markt für Ferienimmobilien. Die Ende Februar vorgestellte 2024er-Studie enthält im Wesentlichen folgende Aussagen:
• Erstmals müssen für Luxusobjekte im inselweiten Durchschnitt mehr als 10.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden.
• Das Angebot nimmt ab, insbesondere bei einfachen und luxuriösen Objekten.
• Die Immobilienpreise sind seit 2015 insgesamt um bis zu 78 Prozent gestiegen.
• Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht.
Auch der aktuelle Marktbericht von Engel & Völkers attestiert vergleichbare Preissteigerungen. Im letzten Jahrzehnt sind die Immobilienpreise auf Mallorca inselweit gestiegen, von plus 50 Prozent in der Region Manacor bis zu plus 78 Prozent in Palma. Die Zahl der Transaktionen hat zwar im Vergleich zu den Boomjahren 2021 und 2022 abgenommen, von Preisnachlässen kann aber keine Rede sein. 63 Prozent der Verkaufstransaktionen von Engel & Völkers waren dabei mit einem Käufer aus Deutschland verbunden, dahinter folgen 11 Prozent Käufer aus Großbritannien und 8 Prozent Käufer aus Spanien.
Seit den Wahlen im Mai letzten Jahres ist auf den Balearen wieder eine konservative Regierung am Ruder. Das hat sich in einigen Bereichen deutlich bemerkbar gemacht: Seit dem 1. Januar 2024 wurde die Belastung durch die Vermögenssteuer reduziert. Die neue Steuergrenze wurde von 700.000 auf 3 Millionen Euro pro Person angehoben (6 Millionen Euro für ein Paar), unabhängig davon, ob sie ihren Wohnsitz auf den Balearen haben oder nicht, und gilt für alle Steuererklärungen, die ab 2025 eingereicht werden. Ab sofort werden nur noch Nettovermögenswerte über 3 Millionen Euro auf einer progressiven Skala besteuert.
Geredet (wohlgemerkt: noch lange nicht entschieden) wird auch über zwei andere für Immobilienbesitzer sehr spannende Themen. Erstens wird, wie es schon vor 10 Jahren einmal der Fall war, darüber spekuliert, dass eine pragmatische Lösung für illegale Bauten gefunden wird. Sehr viele ländliche Immobilien haben einen nicht genehmigten Pool, einen Anbau oder eine Garage. Viele hoffen jetzt auf eine Chance, diese Bauten durch Selbstanzeige und Strafzahlung nachträglich zu legalisieren. Wenn sich hier ein Zeitfenster öffnet, sollte man es unbedingt nutzen.
Ähnliche Gerüchte kursieren derzeit auch zum Thema Vermietung. Seit Jahren ist es unmöglich, eine Vermietungslizenz für ein Ferienhaus zu bekommen. Ergäbe sich auch hier eine Möglichkeit, die Vermietung zu legalisieren, könnte auch die Inselkasse davon profitieren und hätte neue Mittel, um zum Beispiel in dringend benötigte Sozialbauten zu investieren. Aber wie gesagt: Alles nur Wunschdenken, bislang ist nichts entschieden.
Mallorca: Lagen und Preise
Südwesten, Palma, Westküste, Norden, Nordosten, Südosten, Inselmitte – das Interesse ausländischer Kaufinteressenten erstreckt sich mittlerweile über die ganze Insel
BEL 03/24