Magdeburgs chancenreiche Zukunft
Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ist ein Hidden Champion – und hat nun die historische Chance, demnächst in einer ganz anderen Liga zu spielen
Ob Heidi Klum jemals in Magdeburg war? Warum das von Interesse ist? Naja, zumindest ist die GNTM-Moderatorin mit einem der bekanntesten Söhne der Domstadt liiert – mit Tom Kaulitz, dem Gitarristen der Band Tokio Hotel. Die Frage, warum eine Frau aus Bergisch-Gladbach und ein Mann aus Magdeburg lieber in New York und Los Angeles leben, kann hier leider nicht beantwortet werden ...
Chancenreiche Zukunft
Ganz im Ernst, Magdeburg ist sicher nicht der sagenumwobene Big Apple, doch die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts hat durchaus einiges zu bieten – vom Dom über die Universität bis zur kompletten Immobilienpalette im absolut moderaten Preisbereich. Rund 240.000 Einwohner zählt die Stadt an der Elbe, davon rund 17.000 Studierende. Magdeburg zählt nicht zuletzt aufgrund der Neuansiedlung von Unternehmen wie Intel oder Nokera zu den so genannten Hidden Champions in Deutschland. Bis zu 30.000 neue Einwohner werden bis etwa 2030 erwartet. Und dass in den kommenden Jahren eine Menge in puncto Stadtentwicklung passieren wird, sieht man an neuen Gebieten, zum Beispiel in Sudenburg oder dem Elbhafen Magdeburg auf dem Gelände des ehemaligen Chemiewerks Fahlberg-List, und anderen kleinen Baumaßnahmen. Man ist umtriebig in der Bördestadt. Und man profitiert von der strategisch guten Lage mit hervorragender Autobahnanbindung, Top-Voraussetzungen für die Binnenschifffahrt sowie drei Großflughäfen im Umkreis von rund 100 Kilometern. Steigende Zuwanderungszahlen wären auch ohne die bereits erwähnten Neuansiedlungen eine logische Folge. Allerdings dürfte sich die immer größere Attraktivität des Standortes bereits mittelfristig auf die Immobilienkaufpreise auswirken. Bei den Mieten sind Anstiege bereits zu verzeichnen. Dennoch liegt das Gros der Mietwohnungen noch immer unter der 10-Euro-Grenze, was den Quadratmeter pro Monat angeht. Und das zum Teil sogar im Neubau. Daher ist auch die Mietbelastungsquote weiterhin moderat. Die Angst, dass die neu gewonnene Attraktivität der Stadt selbige für die Einheimischen unerschwinglich macht, ist nachvollziehbar. Doch betrachtet man die Steigerungen der Haushaltsnettoeinkommen, steht für die vergangenen fünf Jahre ein Plus von 22 Prozent zu Buche, und für die nächste halbe Dekade wird ein weiteres Plus von 17,5 Prozent erwartet (Quelle: Colliers City Report 2023).
Hohe Identifikation der Bevölkerung
Magdeburg ist – salopp gesprochen – auf dem aufsteigenden Ast. Im Profifußball spielt man zwar noch in der zweiten Reihe, aber das geht anderen (und größeren) Städten nicht anders. Da ist Handball schon ein ganz anderes Kaliber. Hier ist die Stadt international unterwegs. Doch egal wo man sich umhört, selten trifft man auf eine sol- che Identifikation mit der eigenen Stadt wie in Magdeburg. Womöglich liegt das dar- an, dass die Industriestadt in der Zeit der Wiedervereinigung zahlreiche Pleiten zu verkraften hatte. Man sieht es an den zahl- reichen Industriebrachen, die nun allmäh- lich verschwinden oder umgenutzt werden. Hier schlummert wirklich großes Potential.
Das haben vor einigen Jahren auch An- leger erkannt, als die Faktoren für Invest- ments in Berlin oder Hamburg kaum noch darstellbar waren. Auf der Suche nach güns- tigeren Alternativen rückte nicht zuletzt auch Magdeburg in den Fokus.
Grüne Lunge der Region
Doch die Attraktivität der Stadt zeigt sich auch an ihren Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Je nachdem, welche Statistik man sich ansieht, ist Magdeburg entweder die zweitgrünste Stadt Deutschlands (Ermittlung des Grünanteils der Städte in 2002) oder die Nummer 4 mit 19,4 Quadratmetern Grünfläche je Einwohner 2019. Letztlich ist die Platzierung egal, aber wer sich das Stadtbild vor Augen führt, erkennt, dass die Bördestadt letztlich zwischen Wäldern, Parks und Elbe gebaut wurde.
Interessante Wohnlagen
Einer der Vorteile Magdeburgs ist sicher, dass es hier trotz durchaus attraktiver Standorte nicht die preisliche Überhitzung gab, die andere Städte erlebt haben. Manche Lagen haben sogar eine Art Dornröschenschlaf hinter sich. Wie bereits erwähnt: Hier schlummert Potential. Buckau ist so ein Standort – „das Kreuzberg Magdeburgs“, wie es ein Experte bezeichnet. Der Kontrast dazu ist wohl Stadtfeld, Magdeburgs „Prenzlauer Berg, wie er früher war“. Herrlich bildhafte Vergleiche, unter denen sich auch der Ortsfremde etwas vorstellen kann. Das wohnliche und urbane Highlight ist sicherlich der Bereich Altstadt und Werder, doch auch Cacau wird empfohlen. Steigender Nachfrage – nicht zuletzt aufgrund verbesserter Infrastruktur – erfreuen sich Olvenstedt und Ottersleben.
Ganz klar, auf der Suche nach einem Standort mit vergleichsweise günstigen Einstiegspreisen, gutem Entwicklungspotential und reichlich Ausstrahlung führt an Magdeburg kaum ein Weg vorbei. Einzig am Image der früheren Industriestadt gilt es zu arbeiten. Da sind nicht zuletzt auch die Magdeburger selbst in der Verantwortung. Impulse von außen sind kein Allheilmittel, aber sie können helfen, einen Standort auch auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu machen. Und davon profitiert letztlich jeder.
Lagen und Preise
Zwischen Wasser- und Grünflächen
Im Überblick sieht man, wie grün Magdeburg ist. Dazwischen „tummeln“ sich Wasser- und Top-Wohnlagen, Industriebrachen und Plattenbauten. Die Bördestadt ist überaus vielfältig und hat noch jede Menge Potential
BEL 03/24