Moderater Preisanstieg an der Costa Blanca
Ob schlichtes Reihenhaus oder herausragende Villenarchitektur – die weiße Küste im Südosten Spaniens bietet nicht nur mediterrane Lebensqualität, sondern auch Zweitwohnsitze in allen Facetten. Ein Marktreport aus Alicante
Alicante hält die Spitze. Seit Jahren ist in keiner spanischen Provinz der Ausländeranteil beim Immobilienkauf so hoch wie hier. Zuletzt waren es 43 Prozent (Daten der Grundbuchbeamten). Weder die Costa del Sol (33,5 Prozent) noch die Balearen (33 Prozent) oder Kanaren (29 Prozent) können da mithalten. Praktisch für jedes Budget gibt es an Alicantes Küste, der Costa Blanca, passende Zweitwohnsitze. Das Preisspektrum reicht von etwa 60.000 bis acht Millionen Euro. Die Costa Blanca erstreckt sich auf rund 220 Kilometern von Dénia bis Pilar de la Horadada. Geboten wird alles, was mediterrane Lebensqualität ausmacht: Sonnenklima, Küstenlandschaften, Gastronomie, Strände, Party, Rückzugsorte.
„Interessenten aus 23 verschiedenen Ländern haben sich im letzten Jahr für den Kauf einer Ferienimmobilie in einem unserer Costa-Blanca-Projekte entschieden“, sagt Marc Pritchard vom großen britischen Bauträger Taylor Wimpey. Der Nationalitäten-Mix schafft nicht nur internationales Flair, sondern auch mehr Sicherheit bei Immobilieninvestments, da man hier nicht nur von Konjunktur in ein oder zwei Ländern abhängig ist. Aktuell gesellen sich immer mehr Osteuropäer wie Polen, Ukrainer und Balten zur internationalen Stammkäuferschaft aus Briten, Belgiern, Holländern, Skandinaviern, Franzosen, deutschsprachigen Käufern sowie natürlich Spaniern, die vor allem aus Madrid und von der regenreichen Nordwestküste stammen. Rückläufige Kaufzahlen sieht man derzeit bei den Briten und Russen. Der Brexit und ein abgeschnittener Geldfluss aus Russland zeigen Wirkung.
Moderater Preisanstieg
Die Nachfrage ist groß, nur vermissen einige Makler mancherorts adäquate Angebote für die Interessenten. Außerdem ist Bauland in Toplagen schon seit mehreren Jahren knapp. Die Folge ist, dass sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahres der Markt etwas abkühlte – bei weiterhin leicht steigenden Preisen. Auf Jahressicht haben sich Immobilien in der Provinz um 7,8 Prozent verteuert. Punkten kann die Costa Blanca mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis in allen Marktsegmenten.
Die teuersten Immobilien konzentrieren sich im Nordteil der Costa Blanca. Berge, Strand, Buchten und steile Felswände formen hier einen der schönsten Küstenabschnitte Spaniens – wie geschaffen für grandioses Wohnen mit Meer- und Panoramablick. Die beste Auswahl an Luxusvillen findet sich in Orten wie Dénia (Viertel Las Rotas), Jávea (Cap San Antonio und Portitxol bis Granadella), Moraira, Benissa/Calpe (Les Basetes) und Altea. „Wer hier eine Villa mit Meerblick sucht, muss mindestens 1,5 Millionen Euro veranschlagen“, sagt Maklerin Julia Arp von der Hanseatischen Gesellschaft Hamburg in Jávea. An der Marke von acht Millionen Euro kratzen echte Trophy-Immobilien.
Der Großteil des Villenangebotes bewegt sich zwischen einer bis drei Millionen Euro. Unter 500.000 Euro geht in diesem Segment kaum etwas. Generell konnte man in den letzten Monaten bei weiterhin großer internationaler Nachfrage einen leichten Rückgang der Villenpreise beobachten.
Man schaut sich angesichts des Preisniveaus in den Bestlagen auch anderswo um. So gewinnt die Mega-Urbanisation Cumbre del Sol immer mehr Aufmerksamkeit. Sie ist die etwas günstigere Alternative für Käufer, die Meerblick-Villen und Wiederverkaufsobjekte suchen. Die „Bergkuppe in der Sonne“ gehört zum kleinen Dorf Benitachell und umfasst zwei Kilometer Mittelmeerküste zwischen Jávea und Moraira. Schon seit 50 Jahren werden hier auf 370 Hektar Villen, Häuser und Apartments gebaut. Wer die etwas längere Anfahrt von den Zentren der Umgebung in Kauf nimmt, kann in Cumbre del Sol sehr großzügige Neubau-Luxusvillen mit Meerblick unter vier Millionen Euro bekommen.
Das Wohnungsangebot aus dem Bestand startet bei 125.000 Euro für Apartments.
Vielfalt beim Villenbau
Wer im Norden neu bauen will, muss in den absoluten Toplagen von Jávea oder Moraira für ein Baugrundstück erstmal tief in die Tasche greifen. Das obligatorische 1.000-Quadratmeter-Areal kostet rund eine Million Euro (1.000 Euro je Quadratmeter). In zweitklassigen Lagen sind für den Baugrund noch 400.000 bis 500.000 Euro zu kalkulieren. Die reinen Baukosten liegen nicht unter 2.000 Euro pro Quadratmeter. Eine fertige Neubauvilla in einer B- Lage kostet somit etwa 1,3 Millionen Euro. Stilistisch finden Villenkäufer an der nördlichen Costa Blanca eine gute Mischung. „Der Trend beim Villenbau geht aktuell in eine ibizenkisch-mediterrane Richtung, wobei Naturstein wieder angesagt ist“, sagt Makler Oliver Koch (Koch & Varlet Luxury Realtors, Jávea). Modernes Design bleibt dennoch en vogue. Dafür weist der Architekt Klaus May mit den Ibizastyle®-Häusern seit Jahren den Weg. May positioniert diese in den absoluten Bestlagen, meist in Jávea, Moraira oder Dénia. Und auch bei Architektur und Ausstattung ist High End der Maßstab: klare Linien, Fensterfronten, lichtdurchflutete Räume, Chill-out-Bereiche, neueste Technik, Infinity- Pool, Sauna, Jacuzzi, Glasaufzug, Suiten mit Meerblick.
Neben zeitgenössischen Neubauten finden sich im Bestand an der Küste viele ältere Villen, die im klassischen mediterranen Stil errichtet wurden. Die Renovierung oder der Abriss für einen Neubau sind beliebte Optionen. Generell gilt für die Villenstruktur im Nordteil der Costa Blanca, dass hier jeder Geschmack bedient werden kann – die Mischung macht’s!
Vertikale und horizontale Strukturen
Südlich von Altea bietet die Touristenhochburg Benidorm ein enormes Angebot an Ferienimmobilien, wobei Apartments dominieren. Berühmt ist der Ort, der 365 Tage im Jahr pulsiert, für das vertikale Bauen. Neben den zwei langgezogenen Stränden mit Promenade ist die Hochhaus-Skyline das bekannte Markenzeichen. Wer besonders gut residieren will, orientiert sich eher in die Außengebiete: Diverse Villen in der Umgebung liegen über vier Millionen Euro; ansonsten kosten sie meist eine bis 2,5 Millionen. Luxusapartments und Penthouses im Ort sind bei 350.000 bis zu einer Million Euro angesiedelt, aber Empfehlenswertes gibt es auch für 200.000 bis 300.000 Euro. Wer keine hohen Ansprüche stellt, kann unter 100.000 Euro einsteigen.
Eine andere Welt ist der südlichste Abschnitt der Costa Blanca: flache Landschaft, kilometerlange Naturstrände und Lagunen. Die Bebauung ist durch zwei- und dreistöckige Apartment- und Reihenhausanlagen geprägt, die sich teilweise weit ins Hinterland ausdehnen. Die größte Agglomeration bilden die Orte Torrevieja und Orihuela-Costa. „Ein vernünftiges Neubauapartment in guter Lage in Küstennähe ist nicht unter 300.000 Euro zu haben“, sagt Makler Jan Hannemann von Su Casita.
Gefragt sind allerdings derzeit eher die sehr günstigen Objekte – das sind Apartments und kleine Reihenhäuser, die zwischen 65.000 und 100.000 Euro kosten und meist in älteren Urbanisationen aus den 1980er- und 1990er-Jahren stehen.
Und es gibt noch eine Neuentdeckung auf dem Zweitwohnsitzmarkt zu vermelden. Paradoxerweise ist es ausgerechnet die größte Stadt: Alicante (350.000 Einwohner). Nachdem Mittelmeer-Großstädten wie Valencia und Málaga schon boomen, wird auch die Metropole der Costa Blanca für Touristen und Zweitwohnsitzkäufer immer interessanter.
Das Hafenviertel, ausgezeichnete Gastronomie und internationales Flair locken. Und die 250.000 bis 300.000 Euro, die hier ein gutes Apartment kostet, könnten sich in der Zukunft sogar noch als gutes Investment erweisen.
Lagen und Preise: Costa Blanca
Ob Villa in Jávea, Apartment in Benidorm oder Reihenhaus bei Torrevieja – die Costa Blanca bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis in allen Segmenten des Immobilienmarktes
BEL 02/24