"Jetzt schlägt doch unsere Stunde" - das sagt der neue IVD-Präsident Dirk Wohltorf
Nach acht Jahren Präsidentschaft wurde Jürgen Michael Schick im Rahmen des IVD-Maklertages in Berlin verabschiedet. BELLEVUE sprach mit seinem Nachfolger, dem Immobilienunternehmer Dirk Wohltorf
Gründer eines eigenen Immobilienunternehmens, 16 Jahre Leitung eines regionalen Immobilienverbandes in Berlin/Brandenburg und nun, im Alter von nicht einmal 50 Jahren, einstimmig zum Präsidenten des Immobilienverbandes Deutschland IVD gewählt – Dirk Wohltorf hat eine steile Karriere hingelegt.
BELLEVUE: Herr Wohltorf, welcher der oben genannten Meilensteine war und ist die größte Herausforderung?
Dirk Wohltorf: Als Makler habe ich gelernt: Jeder Tag ist anders. Morgens weiß man nie, was abends passiert sein wird. Daher gebe ich den Dingen gerne eine Chance. Für mich ist ein Meilenstein, wenn ein Gespräch Wirkung zeigt. Mit Kunden und auch mit Politikern, unter denen es eben auch nicht nur Ideologen gibt.
Wie werden Sie Ihre Präsidentschaft angehen, was werden Sie anders machen?
Ich sehe mich als Teamplayer mit vier starken Vizepräsidenten und sechs profilierten Regionalvorsitzenden an meiner Seite. Und wir haben uns jede Menge vorgenommen: Die Begleitung der Transformation des Gebäudebestands steht auf unserer Agenda, ebenso wie das andere Mega-Thema Digitalisierung. Zudem wollen wir unsere Mitglieder noch mehr in die Lage versetzen, die Wärmewende aktiv als kompetenter Ansprechpartner für ihre Kunden zu begleiten. Das ist eine Frage der Aus- und Weiterbildung sowieder Zusammenarbeit mit Partnern, die innovative Lösungen entwickeln. Die Next Gen binden wir bei allem eng ein.
Mit welchem Team gehen Sie an den Start?
Das neue IVD-Team ist deutschlandweit vertreten und bildet alle dienstleistenden Berufe der Immobilienwirtschaft in ihrer Vielfalt hervorragend ab. Mit Jeanette Kuhnert haben wir ein junge und professionelle Gewerbemaklerin aus Hamburg in unserem Team. Robert Vesely aus Magdeburg hat bereits einige Jahre den IVD Mitte-Ost geleitet. Markus Jugan, Hausverwalter aus München und Axel Quester, Gutachter und Makler aus Duisburg, waren schon im letzten Präsidium mit an Bord. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.
Sie übernehmen das Amt in herausfordernden Zeiten. Worauf kommt es jetzt an?
In der Tat, die heutige Zeit stellt uns vor Aufgaben, bietet für uns als Immobilienprofis aber auch enorme Chancen. In Wahrheit schlägt doch jetzt unsere Stunde. Unsere Erfahrung und unser Können als Makler, Verwalter, Immobilienberater und Sachverständige ist zunehmend gefragt. Die Politik muss uns nur lassen. Es muss uns darum gehen, die wachsende Regulierungswut zu unterbinden und die Kräfte unserer Branche freizusetzen. Anstatt mit jeder neuen Vorschrift die Menschen misstrauischer gegenüber der Immobilienwirtschaft zu stimmen.
Wie ist das Verhältnis und das Standing des IVD bei der Regierung einschätzen?
Als IVD haben wir jetzt ein Jahr lang den Vorsitz der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland BID innegehabt. Im Bündnis bezahlbarer Wohnraum sitzen wir als einer der führenden Verbände mit am Tisch. Die Regierung kennt uns gut und hört unsere Stimme.
Welche „Forderungen“ werden Sie in nächster Zeit an die Politik stellen?
Unsere zentrale Forderung an die Politik ist, weitere Regulierung zu unterlassen. Wir setzen uns zudem dafür ein, dass die Bürger leichter Wohneigentum bilden können. Drei Viertel der Menschen wünschen sich ein Eigenheim. Diesen Wunsch sollten Bund und Länder durch einen Verzicht auf die Grunderwerbsteuer unterstützen. Staatliche Förderprogramme müssen so ausgestaltet werden, dass private Käufer durch übertriebene energetische Anforderungen nicht überfordert werden. Klimaschutz im Neubau muss bezahlbar und gesellschaftlich akzeptiert sein – also mit Maß und Mitte erreicht werden.
Inwieweit stehen Veränderungen an?
Der schwierige Markt führt zu weiterer Professionalisierung in der Immobilienwirtschaft. Der IVD wird alle seine Kräfte mobilisieren, um die Mitgliedsunternehmen dabei zu begleiten. Jetzt ist die Zeit der Profis.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne nach Ihrer Amtszeit über sich und den IVD lesen?
Daran denke ich zu Beginn meiner Amtszeit wirklich nicht. Ich bin angetreten, weil unsere Branche und unser Verband für mich Herzenssache sind. Ich möchte möglichst alle Kollegen mitnehmen und vertreten. Ich will gewiss keine Denkmäler hinterlassen.
BEL 05/23