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Chinquefrodi Catanio | Foto: Shutterstock

Nach wie vor leiden Italiens Dörfer unter Bevölkerungsschwund. Gerade im eher strukturschwachen Süden stehen viele Häuser leer und sind dem Zerfall preisgegeben. Manche Gemeinde zählt gerade noch ein paar Hundert Einwohner. Giuseppe Ferrarello, Bürgermeister des Städtchens Gangi auf Sizilien, kam 2011 mit als Erster auf die Idee, die verlassenen Häuser zum symbolischen Preis von einem Euro anzubieten. Und dank entsprechendem Medienrummel konnten mittlerweile 160 verlassene Immobilien an vorwiegend internationale Käufer vermittelt werden.

Initiative „Case ad 1 Euro“

Angespornt von dem Erfolg auf Sizilien, wurde die landesweite Initiative „Case ad 1 Euro“ ins Leben gerufen, der sich viele Kommunen angeschlossen haben. Die Spielregeln sind bei den meisten Gemeinden ähnlich: Der Verkäufer verpflichtet sich, seine Immobilie wirklich zum Preis von 1 Euro zu verkaufen, dann startet für circa 30 Tage ein Bieterverfahren. Jeder Interessent gibt sein Gebot ab und hinterlegt dazu eine Bürgschaft bei der Gemeinde, in der Regel zwischen 1.000 und 5.000 Euro.  Das ist zugleich die Strafgebühr, die eingezogen wird, wenn man sich nicht an den Zeitplan des Sanierungsprojekts hält. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag, sechs Monate nach Kauf muss der Projektplan abgegeben werden, und die Renovierungsarbeiten müssen innerhalb von zwölf Monaten beginnen und spätestens drei Jahre nach Eigentumsübertragung abgeschlossen sein.

Der Hype ist vorbei

Die Website www.casea1euro.it gibt einen Überblick über die Gemeinden, die sich dem Projekt angeschlossen haben. Die konkreten Angebote werden auf den jeweiligen Gemeindewebsites vorgestellt. Doch die Publicity und die steigende Nachfrage nach Ferienimmobilien haben sich auch auf dem 1-Euro-Markt bemerkbar gemacht. Die Liste der angeschlossenen Gemeinden ist lang, doch die Angebote selbst sind mehr als spärlich. In Sizilien, dem „Mutterland“ der 1-Euro-Häuser, gab es zum Beispiel im Juli 2021 kein einziges Angebot.

Es fehlt an Verkäufern

Besucht man die einzelnen Gemeindeseiten, so sieht man fast überall Aufrufe an Eigentümer, sich zu melden, um ihre sanierungsbedürftigen Häuser im Rahmen der Aktion anzubieten. Recherchiert man weiter, liest man öfter, dass die Bürgermeister selbst kaum mehr die Eigentümer kennen. Manchmal sind es Erbengemeinschaften, die über die ganze Welt verstreut leben. Hier eine Einigung zu erzielen ist dann schwer. Außerdem ist 1 Euro auch kein Preis, der zum Verkauf animiert. Zwar ist das Ganze eine Auktion, bei der sich Interessenten schnell in die Höhe bieten können, aber beim Eigentümer bleibt das Restrisiko, notfalls wirklich für diesen einen Euro verkaufen zu müssen, wenn sich kein höheres Gebot findet.

Investoren willkommen

Wer davon träumt, ein verlassenes Dorfhäuschen in Italien günstig zu erwerben und schön herzurichten, sollte dennoch die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Denn die Gemeinden, die Teil der 1-Euro-Haus-Aktion sind, haben definitiv großen Bedarf an Investoren und wollen mit dieser Promotion gezielt ausländische Käufer ansprechen. In der Praxis heißt das, dass der lokale Immobilienmarkt sicher das eine oder andere Schnäppchen bereithält. Vielleicht nicht gerade für Kleingeld, aber dennoch bestimmt günstiger als ein klassisches Ferienhaus in Italien.

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Tarent | Foto: booking.com

Morbide Schönheit

Vor allem im Süden Italiens sind viele Dörfer vom Zerfall bedroht. In Chinquefrodi Catanio (großes Bild) und Tarent (oben und unten) werben die Gemeinden um ausländische Investoren für Sanierungsprojekte

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Tarent | Foto: picture alliance/dpa
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Hier gibt es noch „Case ad 1 Euro“

Diese Gemeinden führen immer wieder Ausschreibungen durch. Ein regelmäßiger Besuch der Websites ist empfehlenswert, da die Gebotsfrist in der Regel nur 30 Tage beträgt.

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Ulrike Eschenbecher

ist freie Journalistin und Autorin